Geist mit seinen Gedanken

1a.........Wir können die Gedanken beobachten, das ist der nächste Schritt: „Bin ich die Gedanken?“ Bin ich die Gedanken? Manche von euch haben sich da schon hundert Mal damit beschäftigt, schon ganze Jnana Yoga Seminare gemacht. Natürlich, wir sind nicht die Gedanken. Warum sind wir nicht die Gedanken?  Auch wieder, sie kommen, sie gehen, ich kann sie beobachten, manche Gedanken können wir sehen, manche können wir hören, manche können wir spüren. Ein Gedanke ist auch was Spürbares. Ob Gedanken riechen und schmecken ist nochmal eine interessante Sache, aber es gibt Synästheten, bei denen sind Gedanken mit Geruch und Geschmack verbunden. Der eine Gedanke schmeckt einem und der andere schmeckt einem nicht, wie man so schön sagt. Bis zu einem gewissen Grad können wir Gedanken beeinflussen. Wir können also sagen: „Den Gedanken will ich nicht.“ Wir können einen anderen Gedanken hervorrufen, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Man sagt so schön, wir können nicht verhindern, dass Gedanken auftauchen, aber wir können verhindern, dass die Vögel der Gedanken sich ein Nest in unserem Geist bauen. Damit können wir auch sagen, die Gedanken sind wie Vögel, die kommen, und wir können sie wegziehen lassen, wir können auch Vögel willkommen heißen, wir können versuchen, auch mal vorübergehend vogellos zu sein, das wäre dann Raja Yoga. Aber wir können sie beobachten und das ist Jnana Yoga. Natürlich, bin ich Emotionen? Auch hier, Emotionen kann man beobachten. Das ist sogar interessant. Habt ihr schon mal versucht, z.B. ein Gefühl des Ärgers zu lokalisieren? Das könnt ihr das nächste Mal probieren: Wo beginnt es? Bei manchen beginnt es hier. Und bis wohin geht es nach oben? Vielleicht bis hier. Wie breit ist das eigentlich? Breit? Eng? Da könnt ihr mal das nächste Mal gucken. Ist es mittig oder ist es mehr links? Es gibt tatsächlich manche, die spüren es mehr so links, manche spüren es mehr rechts und mancher Ärger ist so, und dann könnt ihr gucken, wo fängt er an? Manche sagen, er fängt zwei Zentimeter vor dem Brustbein subjektiv an und geht bis drei Zentimeter hinter dem Brustbein nach innen. Tatsächlich lokalisierbar. Und wenn man das so lokalisiert hat, kann man hineinspüren, dann kann man sagen: „Ja, gut, und jetzt gebe ich diesem Gedanken das Etikett Ärger.“ Dann können wir mal gucken: „Und wie ist es fünf Zentimeter rechts neben dem Ärger?“ Oft, wenn man dann fünf Zentimeter rechts guckt, dehnt sich plötzlich das Gefühl des Ärgers dorthin aus. Und wenn man weit genug geht, irgendwo kommt man hin, da ist kein Ärger. Und da sehen wir, nicht ich bin der Ärger, sondern der Ärger ist etwas Wahrnehmbares, Beobachtbares, aber wir haben keinen Zwang, den Ärger wahrzunehmen und zu beobachten. Also bin ich nicht der Ärger. Ich bin noch nicht mal die Persönlichkeit. Jetzt wird es natürlich noch etwas schwieriger. Woher wissen wir überhaupt über unsere Persönlichkeit? Woher wisst ihr, welche Persönlichkeit ihr habt? Ihr guckt nach innen und sagt: „Wenn ich jetzt tief genug in mich hineinspüre, dann weiß ich, welche Persönlichkeit ich habe. Bin ich jetzt Vata, Pitta, Kapha im Temperament von Ayurveda? Bin ich Sanguiniker, Melancholiker, Choleriker oder Phlegmatiker, griechisch-römische Typenlehre?“

Teilnehmer: „Durch erlebte Erfahrung.“

Also, letztlich kann man sagen, Reaktionsmechanismen auf äußere Reize, verbunden mit innerem Erleben, mit inneren Gedanken, und so kann man das beobachten.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 2. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

Umfangreiche Infos zur Yogalehrer Ausbildung

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