Der Mensch als Makrokosmos und Mikrokosmos

Der Mensch besteht also aus all diesem und wir können auch sagen, hier hat der Mensch aber auch schon eine bestimmte Evolution erreicht. Auf der einen Ebene, vom Makrokosmischen, manifestiert sich die Shakti als physische Welt, und dann als Ganzes strebt sie irgendwann wieder zurück zum Höchsten. Aber die Shakti, die kosmisch ist, strebt dann auch in kleineren Teilen zurück zum Höchsten. Und so gibt es zunächst die Mineralien, Steine, die haben den grobstofflichen Körper. Shakti manifestiert sich, aktiviert sich, schafft irgendwann die Pranawelten, das ist die Pflanze, Pflanze entwickelt sich weiter, aktiviert Manipura-Ebene im Tier, mit Emotionen, Gefühlen, Fähigkeit, sich zu bewegen und wahrzunehmen, manifestiert sich weiter im Menschen, Erwachen von Verstand, Selbstbewusstsein, Ich-Bewusstsein. Und diese Shakti strebt weiter, lässt den Menschen auch keine Ruhe, will weiter gehen zu höheren Chakras und damit zu reiner Liebe, zur Erfahrung der Verbundenheit, zur höchsten Erkenntnis. Und diese Kraft, welche praktisch im Individuellen zum Höchsten zurückkehren will, wird eben auch als Kundalini bezeichnet. Es ist diese Kundalini, welche aus der Mineralebene Pflanzenleben hat entstehen lassen, von der Pflanzenebene Tierebene, von der Tierebene zum Menschen. Es ist diese Shakti, die den Menschen nicht ruhig werden lässt, ihn nicht zufrieden sein lässt, der Mensch will weiter gehen in die höheren Ebenen, er will zur höchsten Erkenntnis kommen. Und das kann man als kosmisch ansehen, dass eben so Leben auf der Erde sich entwickelt hat, aber eben auch individuell. Und dort heißt es, dass wir mit unserem Astralkörper den physischen Körper verlassen im Moment des Todes und dann einen neuen physischen Körper haben, dort uns weiter inkarnieren, weiter wachsen usw., und uns so lange in individuellen Körpern inkarnieren, bis wir die Einheit mit dem höchsten Bewusstsein erreicht haben. Es heißt, dass wir 8.400.000 Inkarnationen auf der Tierebene hinter uns haben, bevor wir uns zum ersten Mal als Mensch inkarnieren. Und dann heißt es, dass es viele Tausend Inkarnationen dauert, bis wir vom Menschen zum Höchsten kommen, zur Erfahrung des Unendlichen. Wenn die Seele zum ersten Mal einen menschlichen Körper hat, dann werden zunächst die gleichen Triebe wie im Tier aktiv sein. Wir wollen essen, trinken, schlafen, uns fortpflanzen, schöne Wohnung haben und Überleben, Sicherheit. Wenn wir eine Weile als Mensch inkarniert waren, Kundalini aktiv wird, dann reicht uns das nicht mehr aus, wir wollen mehr. Und wenn Kundalini noch aktiver ist, dann kommt die Frage: „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist wirklich Glück?“ Wenn diese Kundalini noch aktiver ist, dann sind das nicht nur Fragen, sondern es werden brennende Fragen und wir bekommen Kraft, diesen Fragen nachzugehen mittels spirituellen Praktiken. Und so kann man sagen, habt ihr alle schon auch eine gewisse erwachte Kundalini, denn irgendwo diese Fragen sind ja in euch drin, bei manchen stärker, bei manchen weniger stark, bei manchen extrem stark. Und mit den Praktiken können wir zur Erfahrung davon kommen. Und diese Praktiken dann, die einem helfen, die Kundalini weiter zu aktivieren auf harmonische Weise, und die einem helfen, zum Höchsten zu kommen, das ist dann Kundalini Yoga. Und Kundalini Yoga, kann man auch sagen, ist eben der Aspekt des Tantrismus, der sich dann besonders beschäftigt: Wie kommen wir als Individuum zurück zum Höchsten mittels Energiepraktiken? Es gibt im Tantrismus auch verschiedene Einteilungsmöglichkeiten für die Praktiken des Tantra. Es gibt zum einen weißen Tantra, roten Tantra und schwarzen Tantra. Schwarzes Tantra ist wie schwarze Magie. Man benutzt Energiepraktiken, um reicher zu werden und Macht über andere zu bekommen. Die lernt ihr hier nicht. Dann gibt es roten Tantra, das ist der sexuelle Tantra, wo es unter anderem auch um eben Vergnügen geht. Diesen lernt ihr hier auch nicht. Manchmal in fortgeschritteneren Kundalini Yoga Wochen sprechen wir auch mal ein bisschen darüber oder in der Hatha Yoga Pradipika gibt es auch gerade in den letzten Seiten einiges darüber, aber hier an diesem Wochenende werden wir diesen Tantra nicht behandeln. Und dann gibt es den weißen Tantra und der weiße Tantra, der will einem führen bis zur höchsten Verwirklichung der Einheit.

– Fortsetzung folgt –

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Yoga spricht von der kosmischen Schöpfung und kosmischen Auflösung

Natürlich, was mit der Erde passiert, ist eine andere Sache. Und da sollten wir uns schon bemühen, die Klimakatastrophe abzuwenden. Aber wir müssen auch sagen, selbst wenn es eine Klimakatastrophe gibt und selbst wenn das menschliche Leben auf der Erde unmöglich wird, die Shakti würde auf der Erde vielleicht mit einem Intervall von ein paar Millionen Jahren Leben wieder entstehen lassen. Also, wir sollten uns verantwortungsbewusst verhalten, aber auch nicht die menschliche Bedeutung überschätzen. Das Universum ist größer als das Staubkorn namens Erde, so wunderschön diese Erde ist. So gibt es also kosmische Schöpfung und kosmische Auflösung. Und wenn die Welt aufgelöst ist, dann, was passiert dann? Irgendwann fängt ein neuer Schöpfungszyklus an. Kosmischer Tag und kosmische Nacht. Man kann sagen, kosmischer Morgen, kosmischer Mittag, kosmischer Abend, kosmische Nacht. Was meint ihr, wie lange dauert die kosmische Nacht ohne Schöpfung? Genauso lange wie die Schöpfung, länger als die Schöpfung, kürzer? Das war eine Fangfrage. Wenn Shakti sich nicht getrennt hat von Shiva und es keine Welt gibt, dann gibt es auch keine Zeit. Von daher macht die Frage, wie lange dauert das, keinen Sinn. Es dauert eine Ewigkeit und es dauert genau nichts. Also, von einem Standpunkt aus, in dem Moment, wo die Schöpfung aufhört, beginnt sie auch wieder von neuem. Was dazwischen ist, kann man nicht messen. Von einem anderen Standpunkt aus, vom Bewusstseinsstandpunkt aus, dauert sie ewig.

Jetzt interessiert uns aber nicht nur die kosmische Schöpfung, sondern auch die mikrokosmische Betrachtungsweise. Und es heißt, Makrokosmos entspricht dem Mikrokosmos, alles, was es im Makrokosmos gibt, gibt es auch im Mikrokosmos. Und in jedem Teil – mit anderen Worten – ist das Ganze enthalten. Und der Mensch interessiert sich natürlich am meisten für welchen Mikrokosmos? Den Mensch. Mensch interessiert sich besonders für Mensch. Der Mensch hat jetzt auch Shiva, Bewusstsein, in sich. Und der Mensch hat die Shakti, welche im Menschen die verschiedenen Ebenen geschaffen hat, die auch weiter existieren. So wie ja auch, wenn die physische Welt geschaffen ist, dann existieren ja weiter die Astral- und die Kausalwelten und Shiva auch. Und von einem höheren Standpunkt aus ist alles auch eine Manifestation des einen Unendlichen. Und so gibt es im Menschen das reine Bewusstsein, es gibt die Kausalebene als Ebene der Archetypen, als der Grundgesetzmäßigkeiten des Menschen, als die Urprinzipien, eben auch als Kausalkörper, wo auch unser Karma ist, unsere Aufgaben für die Zukunft, auf der niedrigeren Ebene des Kausalkörpers. Dann haben wir einen Astralkörper, nämlich Anahata-Ebene, höherer Astralkörper, wo Ich-Bewusstsein und Verstand sich befinden. Höhere Intuition ist ja in der Kausalebene angesiedelt. Dort befinden sich Manipura-Ebene, die Ebene des Unterbewusstseins, der Persönlichkeit, wie auch der Emotionen. Swadhisthana-Ebene, die Ebene der Lebensenergie, Prana. Und schließlich Muladhara-Ebene, die Ebene des physischen Körpers mit den fünf grobstofflichen Elementen. Eben grobstofflicher Äther ist das ganze elektromagnetische Spektrum, das im Körper ja auch ist, Nervenenergie und verschiedene andere feinphysikalische Aspekte. Dann gibt es Luft in Form von Gasen im Körper, Feuer in Form von der Körpertemperatur. Es gibt Wasser, eben, der Körper ist zum größten Teil flüssig, und es gibt Erde, grobstoffliche Erde als das Feste, wie die Knochen und anderes, was eben den Menschen fest zusammenhält.

– Fortsetzung folgt –

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Die alten Inder haben die Welt eingeteilt in verschiedenen Zeitrhythmen

Jedes Molekül ist in Bewegung, jedes Atom ist in Bewegung, Planeten sind in Bewegung, Sternensysteme sind in Bewegung, Galaxien entstehen auch noch in diesem Moment und lösen sich auf, Sterne explodieren, Planeten stoßen zusammen, Kometen gehen von einem zu anderen, vermutlich ganze Zivilisationen verschwinden in diesem Moment irgendwo im Universum. Kann man nur sagen, vermutlich, aber sicher ist, ständig passiert irgendetwas in jedem Teil des Universums. Weil es auf einer Ebene bleibt, heißt es, Gott ruht sich aus, Shakti ruht sich aus. Shakti will dann aber wieder zurückkehren. Es ist nicht so, dass es irgendwo bleibt, sondern Yogis sprechen immer vom Zyklischen. Es gibt Schöpfung und wenn es eine Schöpfung gibt, muss es auch eine Auflösung geben. So wie es einen Tag gibt, gibt es auch eine Nacht. So wie es Frühjahr gibt, gibt es auch Herbst, oder Sommer und Winter. Und so, wenn die Energie der Shakti sich auf der horizontalen Ebene weit ausgedehnt hat, irgendwann hört diese Ausdehnung auf und dann zieht sich die Shakti wieder zurück. Die kosmische Erde wird aufgelöst in kosmisches Wasser, kosmisches Wasser aufgelöst in kosmisches Feuer, kosmisches Feuer aufgelöst in kosmische Luft, kosmische Luft aufgelöst in kosmischen Äther, kosmischer Äther aufgelöst in kosmischen Geist, und dann wird Shakti wieder eins mit Shiva. Es gibt dort auch interessante Aussagen, wie lange das Ganze dauert. Und Swami Sivananda hat in dem BuchBhagavad Gita“ – ich glaube, es ist im 8. Kapitel – hat er in einem Kommentar zur Bhagavad Gita das beschrieben, Kommentar zum 17. Vers, was in einer alten Schrift, eben im Surya Siddhanta wurde. Ihr braucht es euch jetzt nicht mitzuschreiben und ich will auch davor sagen, ich meine nicht, dass es wörtlich zu verstehen ist, es gibt nämlich auch andere Puranas, wo dann so eine Null mehr oder weniger dazukommt und das macht ja schon gleich eine ganze Menge aus. Ich lese es euch nur deshalb vor, damit ihr wisst, in welchen Dimensionen die alten Yogis gedacht haben. Interessanterweise nämlich in einer Zeit, als die Griechen gedacht haben, das Universum ist höchstens ein paar zigtausend Jahre alt, die Römer hatten ja auch Schriftzeichen bis maximal M, Tausend. Die Juden und Christen sind davon ausgegangen, dass Gott das Universum 3500 v. Chr. geschaffen hat, sie haben nämlich alle Patriarchen des Alten Testaments zusammengezählt, also war die Welt nur 3500 Jahre alt. Vor diesem Hintergrund kann man auch nur verstehen, dass dann auf dieser Basis dann Weltuntergangsvorstellungen entstanden sind, wo z.B. die Frühchristen angenommen haben – oder mindestens einige davon haben angenommen – dass sie selbst noch den Untergang der Welt erleben würden, wo die ganze Welt sich auflöst. Und wenn die Welt nur ein paar tausend Jahre alt ist, dann ist es ja auch wahrscheinlich, dass sie vielleicht bald wieder kaputtgeht. Wenn man aber annimmt, dass die Welt 311 Trillionen Jahre dauert und wir uns erst in der ersten Hälfte befinden, dann glaubt man nicht so sehr, dass man selbst den Untergang der gesamten Welt erleben wird. Also hier nur ein paar Zahlen zur Ausdehnung des Geistes. Also, die alten Inder haben die Welt eingeteilt in verschiedenen Zeitrhythmen. Da gibt es zunächst noch so genannte Yugas. Da gibt es das Kali Yuga und das dauert 432.000 Jahre. Das soll angefangen haben um 3.500 vor Chr. Interessanterweise da, wo Islam, Judentum und Christentum den Beginn der Welt angesiedelt haben, und da, wo man heute annimmt, dass die Hochkulturen begonnen haben, da soll das eiserne Zeitalter begonnen haben, das dunkle Kali Yuga. Dann gibt es das Dvaparayuga, das ist wie das bronzene Zeitalter, das dauert 864.000 Jahre. Dann gibt es das silberne Zeitalter, Tetrayuga, das dauert 1.296.000 Jahre. Und das goldene Zeitalter, Kritayuga, dauert 1.728.000 Jahre. Die zusammengerechnet sind dann 4.320.000 Jahre. Und das zusammen ist ein Mahayuga, ein großes Yuga. Dann, einundsiebzig davon – fragt mich nicht, warum genau einundsiebzig, aber so soll es sein – mit ein paar zusätzlichen Jahren sind dann ein Manvantara und das ist 308.000.000 Jahre. Und dann heißt es, für jedes Manvantara ist so ein bestimmter Aspekt Gottes verantwortlich. Dann, vierzehn solche Manvantaras sind dann ein Kalpa und ein Kalpa ist 4.320.000.000 Jahre. Die Erde soll etwas mehr als ein Kalpa existieren. Interessanterweise sagen ja die modernen Kosmologen oder Geophysiker, dass die Erde irgendwie vier bis sechs Milliarden Jahre alt ist. Und dann, zwei Kalpas sind dann ein Tag und eine Nacht von Brahma. Brahma als Schöpfer lebt hundert Jahre und wenn wir all das zusammenzählen, dann sind das 311 Billionen Jahre. Ich habe euch vorher Trillionen gesagt, das stimmt gar nicht. 311 Billionen Jahre. Das kommt vom Englischen her, da ist nämlich, one Trillion ist eine deutsche Billion. Gut, so lange soll ein Schöpfungszyklus dauern und wir befinden uns in der ersten Hälfte. Also, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen um den Untergang des Universums.

– Fortsetzung folgt –

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Kundalini, göttliche feinstoffliche Energieschwingung

Also, was wir jetzt so kennen, Magnetismus, Elektrizität und die Schwerkraft. Also die verschiedenen subtilen Kräfte, alles feinstoffliche Energieschwingungen. Also nicht feinstofflich im Astralen, sondern vom Physikalischen her heute nachweisbar und in den Effekten sehbar oder erkennbar, aber eben nicht grobstofflich fassbar, vom menschlichen Auge nicht sehbar. Daraus entsteht dann die kosmische Luft, das ist so wie das Urgas, das dann gleichmäßig überall verteilt ist. Dieses gleichmäßige Urgas, dieses fängt an, sich zu drehen, und dann entstehen Energiewirbel, das ist dann sowas wie der Urknall. Wenn praktisch aus dem kosmischen Äther und Luft jetzt alles in Bewegung gerät, Feuer, und dieses schafft dann die nächst grobstofflichere Materie, nämlich die Sterne. Sterne haben ja eigentlich einen eigenen Aggregatzustand. Wir kennen auf der Erde fest, flüssig und gasförmig, aber die Sonne ist weder fest, noch flüssig, noch gasförmig, man nennt das Plasma, und das ist eben das, was man im Sanskrit als Agni-Plasmazustand bezeichnen würde, dieser Feuerzustand. Dann aus diesen Feuersternen heraus werden Teile abgesprengt, diese kühlen ab, dann werden es erst mal flüssige Planeten, also, wo wie Magma ist, und diese kühlen weiter ab und dann werden sie grobstofflich. So entspricht das den Aggregatzuständen Gas, flüssig und fest und dazwischen den Plasmazustand und jenseits von dem eben Energie, die in keinem Aggregatzustand ist, sondern fein. Jetzt unser Planet Erde selbst ist so ein Zwischending. Zum einen, wir stehen ja jetzt auf einem festen Planeten, unter uns haben wir festen Boden, aber wir wissen, so fest ist die Erde nicht. Zum einen ist Zweidrittel oder sogar etwas mehr der Erde von Wasser bedeckt, zum anderen, wenn wir ein paar Kilometer tiefer gehen, dann kommen wir auf flüssiges – nicht Wasser, das finden wir schon ein paar Meter tiefer. Gut, hier, in dieser Gegend, ein paar Meter tiefer, woanders ein paar hundert Meter tiefer, aber noch tiefer kommen wir eben zum Magma, zum flüssigen Erdgestein, was eben wegen der Hitze so heißt, und was wirklich im Erdinneren ist, weiß man nicht. Es gibt manche Theorien, die sagen, in der Mitte der Erde sei was Festes, und andere sagen, in der Mitte sei es flüssig, aber so genau wissen tun wir es nicht, denn mehr als… Weiß jemand, wie tief die maximale Bohrung gegangen ist? Sechs Kilometer. Und die Erde hat einen Durchmesser von 12000 Kilometer in etwas, also die mittleren 11000 und ein paar Hundert Kilometer sind eben nicht erforscht, man hat nur Anhaltspunkte.

Dann heißt es, wenn die Shakti schließlich all diese Welten geschaffen hat auf der grobstofflichen Ebene, dann expandiert zunächst das Universum noch eine Weile, es gibt keine vertikale Schöpfung mehr, also der grobstofflichste Bereich ist erreicht, noch grobstofflicher als das, was jetzt geschaffen ist, wird es nicht. Es soll zwar jetzt noch etwas Grobstofflicheres schon geben, was mit der Erde verbunden ist, die so genannten Patala Lokas, das ist dann wie die Unterwelten, jetzt nicht im Griechischen, aber noch grobere, die so grob sind, dass sie für uns wieder nicht mehr wahrnehmbar sind. Aber für praktische Zwecke braucht uns das nicht weiter interessieren. Jedenfalls, wenn diese Ebene erreicht ist, dehnt sich das Universum noch eine Weile aus, und wir befinden uns ja sowohl nach Ansicht der Tantriker als auch der modernen Physiker noch in der ausdehnenden Phase des Universums, und dann irgendwann hört diese Ausdehnungsenergie auf und dann geht es umgekehrt in die Kontraktion, ins Zusammenziehen und dann wieder Auflösen des Universums. Bevor ich darauf eingehe, ich hatte vorher gesagt, einen ähnlichen Schöpfungsmythos findet man im Ersten Buch Moses, im Genesis, wo es heißt, dass Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen hat und am siebten ruht er sich aus. Ausruhen heißt jetzt nicht, dass Gott nichts mehr macht, sondern es wird nichts Neues geschaffen auf einer neuen Ebene. Es bleibt praktisch auf der Muladhara Ebene und dort wissen wir, ist natürlich kein Ausruhen.

– Fortsetzung folgt –

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Chakras als Symbole der sieben Schritte der Schöpfung

Also, im ersten Schritt sind Shiva und Shakti eins. Dann aus dieser Einheit von Shiva und Shakti, die eigentlich von einem höheren Standpunkt auch immer beständig bleibt, trennt sich jetzt Shakti und bleibt zunächst als reine, unendliche Energie, die aber schon vom Bewusstsein abgespalten ist. Man kann sagen, es ist wie das ursprüngliche Spandana, der Urklang, wie es manchmal genannt wird, denn Klang ist ja auch Energie, es vibriert etwas, man kann auch sagen, es ist die Urschwingung. Spandana heißt wörtlich Schwingung. Man kann auch hier sagen, Urspandana. Und aus diesem Urspandana schafft Shakti die Grundgesetze des Universums. Beide Ebenen zusammen werden auch als Kausalebene bezeichnet oder Kausalwelt. Im Sanskrit, wer sich mit Vedanta auskennt, kennt man den Ausdruck „Karana Jagad“, die Kausalwelt. Dort ist also erst mal die Shakti als Urenergie da und dann, bevor irgendwas manifestiert ist, werden als erstes die Naturgesetze geschaffen. Wer sich mit griechischer Philosophie auskennt, es wäre das, was Plato als die Ideen bezeichnet hat. Also nicht Ideen im Sinne von Vorstellungen, sondern die Ideen als Ding an sich, wie es auch gerne genannt wird, oder was Jung als die Archetypen bezeichnet hat. Oder es schließt auch ein die Grundkonstanten der Physik. Es gibt ja bestimmte Grundkonstanten, so wie die Gravitationskonstante und verschiedene andere. Wenn die auch nur um ein Tausendstel anders wären, gäbe es diese Welt nicht. Ich glaube sogar, wenn es um ein Millionstel anders wäre. Vielleicht gäbe es eine andere Welt, aber diese Welt gibt es nur auf Grund bestimmter physikalischer Gesetzmäßigkeiten und es gibt so große Überlegungen auch unter den Physikern: Woher kommt überhaupt die Welt? Und in dem ersten Moment des Urknalls, irgendwo müssen dort in dem Moment diese Gesetzmäßigkeiten entstanden sein.

Dann geht das Ganze in die Astralwelt. Also, dort seht ihr eben diese sieben Chakras als Symbole dieser sieben Schritte der Schöpfung. Astralwelt sind also die subtilen Welten und ihr kennt dort vom Vedanta her, da gibt es die Vijnanamaya Ebene, dann gibt es die Manomaya Ebene, die Pranamaya Ebene. Das sind also auch die Ebenen von… Man kann sagen, das hier ist die Ebene von Sahasrara, also die höchste Ebene. Die Kausalwelt entspricht dem Ajna und Vishuddha. In der Astralwelt sind dann Anahata, Manipura und Swadhisthana. Anahata ist wie die höhere geistige Welt, aber nicht im Sinne von spiritueller Welt, sondern auf dieser Ebene soll es dann schon Einzelwesen geben, auf dieser Ebene ist die Ebene der Engelswesen, ist die Ebene der höchsten feinstofflichen Schöpfung. Diese Shakti kondensiert sich weiter. Also von oben nach unten ist ein immer langsamer werden der Shakti. Von der höchsten Ebene, unendlich schwingend, zu einer immer noch sehr schnell schwingenden Ebene, dann eine langsamere, dabei werden die Urgesetze von Shakti geschaffen, dann kondensiert sich das und dann gibt es erstmalig etwas, was auf einer feinen Ebene existiert, subtile Kräfte des Universums. Das kondensiert sich weiter, Manipura Ebene, und dann geht es in die Swadhisthana Ebene, die Ebene des Pranas, der Lebensenergien, der feinstofflichen Energien, und das ist auch schon der Übergang zur physischen Welt. Und dann kommt schließlich Muladhara und Muladhara entspricht dann der physischen Ebene. Aber es ist auch nicht so, dass das nur in einem Schritt geht, der Übergang von der Swadhisthana zur Muladhara Ebene geht eigentlich auch wieder in mehreren Schritten. Diese Chakras und diese Ebenen entsprechen auch bestimmten Elementen. Die Muladhara Ebene entspricht ja der Erde, die Swadhisthana dem Wasser, Manipura, Feuer, Anahata Luft, Vishuddha entspricht dem so genannten Äther-Element und dann Ajna ist jenseits der fünf Elemente, ist ein höheres Element in sich, und natürlich Shiva-Shakti-Einheit, im Sahasrara, da gibt es überhaupt kein Element mehr, sondern nur Bewusstsein. Wenn jetzt die Energie vom Swadhisthana in die Muladhara Ebene, von der astralen in die physische Ebene hineingeht, geschieht dies auch wieder in verschiedenen Schritten. Und dort wird dann wieder grobstofflicher Äther erst geschaffen. Grobstofflicher Äther sind hier alle feinstofflichen Kräfte im Universum.

– Fortsetzung folgt –

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Weiße Tantra, das zur höchsten Verwirklichung führen will

Weiße Tantra will einem die Kraft geben, auf allen Ebenen auch Energie zu haben. Auf der physischen Ebene, im materiellen Leben, die emotionale Ebene, und mit was auch immer wir zu tun haben, aber eben auf ethische Weise, und letztlich alles dann auch sehen als einen Teil des umfassenden spirituellen Weges, um die Göttin überall zu sehen. Dann gibt es noch eine zweite Einteilung der tantrischen Praktiken. Da gibt es die Dakshina und Vamana, den linkshändigen und den rechtshändigen Tantra. Ich will es nur der Vollständigkeit halber erwähnen. Ich könnt euch denken, vielleicht nichts Schlechtes gegen Linkshändig, aber es heißt halt so, wir lehren hier den rechtshändigen Tantra. Linkshändig sind dann eigenartige Sachen, wo man im Grunde genommen gegen gesellschaftliche Konventionen verstößt, um so irgendwo Energiepraktiken zu machen. Dazu würde dann gehören, dass man auf den Friedhof geht, Leichen ausbuddelt, sich draufsetzt, Schädel in die Hand nimmt, um über die Vergänglichkeit der Welt zu meditieren. Und dann gehören abstruse sexuelle Praktiken auch dazu und einiges andere. Das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Ich habe mit diesen Praktiken keine Erfahrung und ich lehre sie auch nicht. Wenn ich auch zugeben muss, gelesen habe ich darüber und es ist vielleicht etwas intellektuell auch Interessantes. Aber es ist eben etwas, was sehr schnell ins Unethische hinein geht und was größere Gefahren beinhaltet. Dann gehören auch irgendwelche – im linkshändigen Tantra werden dann zum Teil auch Drogen und Alkohol und anderes genommen. Zum Teil ist es nur eine Ausrede für Süchte und echtes linkes Tantra, auch mit dem Wunsch zur Selbstverwirklichung, ist dann wiederum selten. Also hier, rechtshändiges, weißes Tantra, Ziel zur Selbstverwirklichung und auf dem Weg dorthin Fähigkeit zum Ausdruck und zum Leben auf den verschiedenen Ebenen des Menschseins.

Hari Om Tat Sat

– Fortsetzung folgt –

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Kundalinienergie, wenn sie erwacht, kann sie die Menschen zum Höchsten führen

Man kann sagen, Shiva im Tantrismus symbolisiert das gleiche, was in der Vedanta Brahman symbolisiert. Also, im Tantrismus, Shiva ist Brahman und Shakti, kann man sagen, schließt eigentlich sowohl Maya als auch Ishwara als auch Jagad mit ein. Also, was als Shakti bezeichnet wird, ist sowohl eben die Kraft der Täuschung, Maya, als auch die Kraft des Göttlichen, die sich manifestiert und schafft als Saraswati, erhält als Lakshmi, und zerstört als Kali, und sich als die Welt, Jagad, manifestiert, und in der Welt weiter tätig ist. Übrigens in der Symbolik, wenn Shiva dargestellt wird, findet man beide Aspekte, die vedantischen, wie auch die tantrischen Aspekte. Wenn ihr dort Shiva seht, er sitzt dort bewegungslos. Das ist wie das Symbol für Bewusstsein, Bewusstsein an sich bewegt sich nicht, ist ewig, unendlich. Und aus Shiva – das sieht man jetzt vielleicht in der Darstellung nicht so – aus Shiva heraus strömt dort eine Ganga, der Fluss Ganga. Ganga ist dort weiblich, nur die Deutschen haben daraus einen männlichen gemacht, der Ganges, aber es ist die Ganga, die aus dem Kopf heraus strömt, und das symbolisiert Shakti, die aus dem Bewusstsein herausströmt und die ganze Welt schafft. Aber Shiva hat hier auch die Symbole der Zerstörung. Wir finden den Dreizack in seiner Hand, der ist durchaus auch eine Waffe, das ist so wie eine kosmische Zerstörung. Und dann sitzt er auf einem Tigerfell und das symbolisiert auch die Kraft des Aspiranten, seine niedere Natur unter Kontrolle zu bringen und die niedere Natur umzuwandeln in Schmuck. Es wird nichts mehr Bedrohliches, sondern es wird Schmuck. Und dabei hat Shiva noch einen dritten Aspekt, Shiva gilt nämlich auch als der Uryogi, das ist wie ein dritter Aspekt von Shiva, der der Menschheit die Yogapraktiken gebracht hat. Als solcher sitzt er eben nicht nur bewegungslos in irgendeiner Stellung, sondern im Lotussitz, der yogischen Meditationshaltung. Er hat eine Japa Mala als Symbol für die Kraft des Klanges. Er hat außerdem eine Schlange, Symbol für die Kundalinienergie, die erwacht, und die den Menschen zum Höchsten führen kann. Kundalini Yoga beruht also auf dieser Tantra-Philosophie von Shiva und Shakti. Shiva ist das, was sich nicht bewegt, und Shakti ist das, was sich bewegt. Shiva ist das Bewusstsein an sich, nicht stofflich, aber das, was dennoch hinter allem steht. Shakti ist alles, was sich bewegt, alle Formen von Energie. Und zu den Energien gehören sowohl physische Energien als auch geistige Energien. Interessanterweise haben die Tantriker schon vor Tausenden von Jahren gesagt, dass das Universum nur Energie ist. Während z.B. im 19. Jahrhundert die englischen Missionare so über die Inder gelacht haben: „Ihr behauptet, es gibt nicht so was wie feste Materie, ihr sagt, das ist alles nur Energie.“ Die moderne Wissenschaft hat bewiesen, es gibt Atome, Unteilbares, und aus diesen unteilbaren Partikeln dort besteht das ganze Universum. Und dann im 20. Jahrhundert wissen wir, die Tantriker haben Recht gehabt, auch Materie ist nichts anderes als Energie. Wenn ihr dieses Metallarmband anschaut, es scheint, fest zu sein, bewegt sich nicht. Wenn man aber das Ganze auf eine subtilere Weise anschaut, schwingt alles. Alles im Universum bewegt sich. Wenn man mit einem Mikroskop schauen würde, wäre das nicht bewegungslos, sondern es bewegt sich. Und wenn wir natürlich auf die atomare Ebene gehen, dann besteht dieses Metall – gut, es besteht größtenteils aus Eisen, ein bisschen Kohlenstoff wird dabei sein und ein paar andere Partikel. Aber Eisen besteht aus Elektronen, Neutronen und Protonen und die bewegen sich ständig und bestehen aus kleineren subatomaren Teilchen, welche nicht wirklich Teilchen sind, sondern Energien, und auch nicht einfach fassbare Energien, sondern nach der Quantentheorie irgendwo Wahrscheinlichkeitswolken, dass dort irgendeine Energie da ist oder auch nicht. Also, je subtiler man wird, umso mehr verschwindet letztlich feste Materie in nicht mehr wirklich begreifbare mathematische Formeln, die nur versuchen, etwas zu fassen, was nicht fassbar ist. So ist alles im Universum, was wir wahrnehmen können, Energie und eben Shakti. Die Tantriker haben eine Kosmologie und sie sagen, ursprünglich waren Shiva und Shakti eins. Es gab nur eine kosmische Einheit, Shiva, Bewusstsein und Energie war eins. Und damit gab es noch kein Universum in Zeit und Raum. Und dann hat sich Shakti schrittweise von Shiva getrennt und das Universum in sechs verschiedenen Schritten geschaffen. Und das entspricht den sieben Chakras, mit denen die meisten von euch vertraut sind. Im Sahasrara Chakra sind Shiva und Shakti eins, und dann gibt es sechs Schöpfungszyklen, innerhalb derer die Welt geschaffen wird. Übrigens, das entspricht auch einem Schöpfungsmythos im Alten Testament, im ersten Buch Moses. Was steht dort, Gott hat die Welt geschaffen in wie vielen Tagen? In sechs Tagen. Was hat er am siebten Tag gemacht? Er hat sich ausgeruht. Was das bedeutet, werden wir vielleicht nachher noch darauf zu sprechen kommen. Selbstverständlich ist das nicht in sechs Tagen zu denken. Wie misst man einen Tag? Und wenn wir Tag nach moderner Chronologie messen wollten, dann wissen wir sehr wohl, die Schöpfung hat sehr viel länger gedauert als sechs Tage. Sechs Tage heißt, sechs Schritte der Schöpfung.

– Fortsetzung folgt –

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Tantra, Tantraphilosophie und die makrokosmische Betrachtungsweise

Kundalini Yoga, Teil 2

Om Namah Shivaya

Ich hatte gestern Abend gesprochen über die Grundlagen von Kundalini Yoga. Kundalini Yoga, auch aus einer bestimmten spirituellen Tradition und zwar aus dem so genannten Tantra. Und ich möchte heute Morgen etwas sprechen über Tantra, Tantrismus, die Tantraphilosophie und die makrokosmische Betrachtungsweise, was auch heißt: Wie ist die Welt entstanden? Was ist die Welt? Wohin geht die Welt? Und letztlich: Was ist das Individuum? Was ist das Ziel des Lebens? Wichtige Fragen und Tantra gibt dort einige interessante Antworten darauf. Zwar muss man so sagen, die wirklichen Antworten auf diese hohen Fragen kann uns kein intellektuelles Philosophieverständnis bringen. Die wirklichen Antworten finden wir im Überbewusstsein und so sagen es auch die großen tantrischen Meister. Das Wort „Tantra“ heißt eigentlich, „das, was einem zur Befreiung führt“. Tra heißt Befreiung, Tan heißt Instrument. Tantra ist wie ein Instrument, welches einen zur höchsten Befreiung führen will. Tantra ist religionshistorisch eine religionsübergreifende spirituelle Richtung, die schon viele tausend Jahre alt ist. Tantra ist insbesondere – laut Aussagen der Religionswissenschaftler – verbunden immer mit der Verehrung der göttlichen Mutter. Und man kann sagen, alle spirituellen Richtungen des Fernen Ostens, welche Gott als Göttin in der weiblichen Form verehrt haben, werden als tantrische Richtungen bezeichnet. Das ist also eine weite Definition. Und als solche ist der Tantrismus uralt. Manche sagen ja sogar, dass in unseren Breiten hier und auch im Mittelmeerraum bis vor 3500 Jahren die Verehrung der Muttergottheit stärker war und eigentlich erst mit Erfindung des Eisens, wo Waffen stärker wurden, dass dort dann eher Gott in der männlichen Form verehrt wurde. Aber das braucht uns jetzt nicht so stark weiter zu interessieren. Jedenfalls, wir wissen, die tantrischen Symbole finden wir in Indien schon in der Induskultur, eine der vier großen Hochkulturen, die schon vor 5000 Jahren ihre Blütezeit hatten, und so weiß man, mindestens so alt muss es sein. Der Tantrismus hat sich dann weiter entwickelt und hat dann auch die verschiedenen fernöstlichen entstehenden Religionen befruchtet. Es gibt tantrische Richtungen im Hinduismus, es gibt tantrische Richtungen im Buddhismus, sogar im Taoismus, der dadurch auch beeinflusst worden ist, im Jainismus, im Sikhismus und man kann auch sagen, als der Islam nach Indien gekommen ist, hat er sich auch befruchtet mit den yogischen Richtungen, und einige Richtungen des indischen Sufismus stehen auch in Verbindung mit Tantrismus. Also, Tantrismus in Verbindung mit verschiedenen Religionen, als solches religionsübergreifend, hat aber einige Charakteristika durchaus gemeinsam. Und eine der Gemeinsamkeiten ist eben die Verehrung der Muttergottheit, Gott verehrt in der weiblichen Form. Als zweites ist es auch die tantrische Philosophie, welche die ganze Welt sieht als ein Zusammenspiel zwischen Bewusstsein und Energie, zwischen dem männlichen Pol, welcher als Bewusstsein dargestellt wird, und dem weiblichen Pol, welcher die ganze Welt ist, und diese heißen dann eben im Yoga Shiva und Shakti. Und hier müsst ihr etwas aufpassen, Shiva heißt in der Vedanta etwas anderes als im Tantrismus. Die meisten sind vertraut mit der Vedanta-Philosophie, dort gibt es Brahman, das Absolute, dann gibt es Ishwara, Gott in seinem persönlichen Aspekt, der in der Maya ist, Maya, die Kraft der Täuschung. Und wenn Brahman sich in der Maya manifestiert, wird er als Ishwara bezeichnet. Und hier schafft er die Welt, Jagad, er schafft sie als Brahma, er erhält sie als Vishnu, und er zerstört sie als Shiva. Und so kann man sagen, ist Shiva ein Aspekt von Ishwara, nämlich der zerstörende, auflösende Aspekt von Ishwara. Im Tantrismus ist es anders, da ist Shiva das Bewusstsein an sich.

– Fortsetzung folgt –

Unbearbeitete Niederschrift eines  Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz.  nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:

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Karma Yoga, der Yoga des uneigennützigen Dienen

Es gibt auch noch einen zweiten Grund. Manchmal, wenn die Energie wirklich stark wird, haben Menschen eine Neigung zum Eingebildetsein. „Was bin ich doch großartig, Jetzt brauche ich nur einen Menschen anzugucken und dann macht der schon, was ich will.“ Oder: „Ich habe so eine Ausstrahlung und ich habe jetzt ganz schnell die Beförderung in meinem Beruf gekriegt und auch meine Kinder tun jetzt, was ich so will, was sie vorher nie gemacht haben. Selbst der Mann spurt.“ Das ist vielleicht am schwierigsten. Aber vieles in der Art kann passieren, muss nicht sofort passieren, hängt auch von der Menge an Praxis ab und mit wie viel Enthusiasmus ihr praktiziert. Aber eine Menge kann durchaus passieren oder mindestens ein bisschen kann passieren. Gut, und dann kann man sich was darauf einbilden. Und dann wächst das Ego und eigentlich wollen wir ja das Ego nicht wachsen lassen. Wenn wir dann Hingabe zu Gott, zur Göttin, zur kosmischen Energie haben, können wir sagen: „Danke, dass du durch mich hindurch wirkst. Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. Das Prana, das du mir schenkst, möge in deinen Dienst gestellt werden.“ Und dann ist es etwas Harmonischeres. Und damit sind wir auch schon beim vierten Punkt, Karma Yoga, der Yoga des uneigennützigen Dienens, etwas sehr Wichtiges, deshalb, weil wir wollen ja nicht einfach nur mehr Energie haben – es ist zwar auch schön, wenn wir höhere Erfahrung, Bewusstseinserweiterung haben – aber Bewusstseinserweiterung heißt auch, dass wir mehr tun können zum Wohl anderer. Und indem wir diese Energie, die wir gewinnen, für andere einsetzen, dadurch öffnet sich unser Herz mehr und dann haben die Praktiken, die wir üben, machtvollere Wirkungen, vor allem auch schönere Wirkungen, liebevollere Wirkungen, und dann tun wir wieder mehr für andere, dafür öffnet sich unser Herz mehr, die Praktiken können mehr Energie erzeugen, und so ist Karma und Kundalini Yoga wie ein wunderbarer Engelskreislauf, verbindet sich und harmonisiert sich sehr gut. So können wir sagen, Kundalini Yoga hat mit allen Gemeinsamkeiten. Kundalini Yoga ist aber hauptsächlich ein Praxisweg. Und wir können die Praktiken des Kundalini Yoga einteilen in fünf Unteryogas. Das ist erstens Hatha Yoga. Ihr kennt die Einteilung auch in sechs Yogawege und dann ist Kundalini Yoga der fünfte und Hatha Yoga der sechste. Aber wir können auch sagen, Kundalini Yoga hat Elemente der anderen Yogawege und Hatha Yoga ist auch Teil vom Kundalini Yoga. Über Körpertechniken Prana aktivieren, Nadis reinigen, Chakras öffnen und schließlich über Erwecken der Kundalini Bewusstseinserweiterung erreichen. Und ihr wisst, im Hatha Yoga gibt es dafür vor allem Asanas, Pranayamas, Kriyas, Tiefenentspannungen und an diesem Wochenende übt ihr auch Bandhas, Energieverschlüsse, so dass Prana in eine bestimmte Richtung fließen kann und auch Mudras, kombinierte Energielenkungsübungen. Dann gibt es Yantra Yoga. Yantra, man arbeitet an den Energien mittels Bildern, sei es, geometrische Bilder, Yantra im engeren Sinne, aber auch mit solchen Gottesdarstellungen, aber auch mit Farben und Visualisierungen und Chakravorstellungen. Wir arbeiten mit Mantra, nutzen die Kraft des Klanges. Man kann auch mit einem inneren Klang üben, Nada Yoga. Man kann auch mit musikalischen Instrumenten üben, das wäre auch Nada Yoga. Und schließlich gibt es Laya Yoga. Laya wörtlich Auflösung. Laya Yoga will uns helfen, konkrete Verhaftungen zu lösen und insbesondere gefühlsmäßig uns zu öffnen und weit zu werden. Man kann es auch so sagen, wir können auch die Hatha Yoga Übungen kombinieren mit den anderen Yoga Techniken und dadurch erst werden die Hatha Yoga Übungen zu echten Kundalini Yoga Übungen. Wenn ihr die Vorwärtsbeuge haltet und euch vorstellt, Licht strömt durch die Wirbelsäule nach oben, habt ihr das mit Yantra Yoga verbunden. Wenn ihr dabei ein Mantra wiederholt, dann ist es Mantra Yoga. Wenn ihr in der Vorwärtsbeuge so einen inneren Klang hört, oft so wie ein hoher Hmmm, und dann diesen höheren Klang spürt, wie er durch euch hindurch strömt, euch nach oben öffnet, dann habt ihr es mit Nada Yoga verbunden. Und wenn ihr dabei Bewusstseinslenkung macht, ohne euch was zu visualisieren und ohne Mantra, sondern einfach nur spürt, z.B. in die unterste Wirbelsäule oder die ganze Wirbelsäule, dann ist es Laya Yoga. Jeder dieser Wege hat sehr komplexe und sehr viele Übungen. Wir werden jetzt nicht alles behandeln, auch nicht am Wochenende. Wer hier die zwei Wochen da ist, wird ein bisschen mehr noch lernen. Es gibt so zwei Wochen Sadhana-intensiv, könnt ihr nächstes Jahr auch mal mitmachen, das ist eine schöne Ergänzung für eure Praxis und euer Studium. Gut, Kundalini Yoga ist also ein Yoga von systematischem Angehen, ein Übungsweg in Verbindung mit Philosophie und Energie in den Alltag. Kundalini Yoga ist entgegen von dem, was man manchmal hört oder liest, ohne größere Gefahren, wenn korrekt ausgeführt unter kompetenter Anleitung, unter Beachtung der verschiedenen Vorsichtsmaßregeln. Es ist ein fortgeschrittenerer Aspekt des Yoga, es ist ein inneres Abenteuer, kann das Leben in jeglicher Hinsicht bereichern. Nicht jeder wird dadurch zum Genie, aber in jedem Fall, wenn man diese Praktiken intensiv ausführt, sind sie ein Schlüssel für tiefe Meditation, für geistige Ausstrahlung und Lebensenergie, schließlich für das Transzendieren von selbstgemachten Grenzen, für das innere Erwecken und Erweiterung des Bewusstseins.

– Fortsetzung folgt –

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Im Kundalini Yoga wollen wir Prana beherrschen, die Lebensenergie

In der Tantraphilosophie, auch Shiva-Shakti-Philosophie, ist auch die Theorie des Astralkörpers und der Chakras und der Nadis und der fünf Hauptpranas und der fünf Nebenpranas usw. Also, eine gewisse Philosophie ist dahinter, auch wenn Kundalini Yoga hauptsächlich ein Praxisweg ist und das hat er mit Raja Yoga gemein. Dennoch, es ist wichtig, dass man etwas versteht, denn Kundalini Yoga führt zu intensiven Erfahrungen und es ist wichtig, dass man weiß, wie man mit diesen Erfahrungen umgeht, sodass man Mut und Vertrauen hat und keine Angst, was insbesondere manchen Menschen passiert, die spontane Kundalini-Erweckungserfahrungen haben, ohne zu wissen, was ihnen geschieht. Über Kundalini-Erweckungserfahrungen werde ich am Sonntag um 12:30 Uhr etwas mehr sprechen. Kundalini Yoga hat Gemeinsamkeiten mit Raja Yoga. Raja Yoga, der Yoga der Herrschaft über die Gedanken. Und im Raja Yoga gibt es viele Praktiken, viele Übungen. Im Kundalini Yoga wollen wir Prana beherrschen, die Lebensenergie. Indem wir die Lebensenergie beherrschen, beherrschen wir auch unsere Gedanken. Man kann sagen, Kundalini ist wie ein indirekter Weg. Im Raja Yoga, wenn man merkt, dass man ärgerlich ist, dann könnte man sich der Ursachen bewusst werden, man kann an das Gegenteil denken, Geduld und Toleranz, und es gibt noch andere Raja-Yoga-Techniken. Im Jnana Yoga würde man vielleicht sagen: „Ja, was ist Ärger? Ärger ist unwirklich, ich bin das unsterbliche Selbst.“ Im Bhakti Yoga würden wir sagen: „Oh Gott, ich bin ärgerlich, bitte hilf mir!“ Und im Karma Yoga würden wir vielleicht überlegen: „Vielleicht gibt es ja einen Grund für meinen Ärger und ich muss irgendwie aktiv werden, um einen Missstand abzustellen.“ Alle haben ihren Grund. Kundalini Yoga würde sagen, Ärger ist einfach eine Prana-Erweckung. Angenommen, man ist müde und dann ärgert einen jemand, sofort ist man wach. Also ist man dem gegenüber dankbar, dass er wie so eine kleine, nicht Kundalini-Erweckung, aber Pranaerweckung in einem gewirkt hat. Jetzt muss man nur die Techniken lernen, um dieses Prana positiv zu nutzen, anstatt dass es einen schädigt und zu Herzproblemen führt. Kundalini Yoga hat auch Bhakti Yoga. Bhakti Yoga ist der Yoga der Hingabe. Klassisch im Kundalini Yoga ist die Verehrung der Göttin. Kundalini Yoga gehört zum großen tantrischen System, zudem auch eine Philosophie gehört, und wo klassischerweise der weibliche Aspekt Gottes verehrt wird, also die Göttin. Sei es in der transzendenten, abstrakten Form als Shakti, Energie, Parashakti, höchste Energie, sei es auch in konkreten Manifestationen wie Durga, Lakshmi, Saraswati, Kali, über deren Bedeutung werde ich vielleicht auch das ein oder andere am Wochenende noch sagen, vielleicht am ehesten am Sonntagmittag. Aber jede Form von Gottesverehrung ist mit Kundalini-Yoga gut verbindbar, es ist hilfreich, Gottesverehrung auch zu haben. Es ist nicht absolut notwendig, aber es ist hilfreich aus mehreren Gründen. Das eine ist, manchmal kommen bestimmte Erfahrungen, wenn man intensiv praktiziert, die einen vielleicht aus seinem Körperbewusstsein herausheben und da gibt es den ein oder anderen, der vielleicht ein bisschen Angst dort kriegt. Es gibt keinen Grund, davor Angst zu haben, es kann einem nichts Schlechtes passieren, wenn man sich an Regeln hält und die Energietechniken in einer richtigen Kombination übt, und das werdet ihr ja hier lernen, aber manchmal braucht man irgendwas, woran man sich festhalten kann und das ist eben eine Beziehung zu Gott, zur Göttin, zum kosmischen Bewusstsein.

– Fortsetzung folgt –

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