Yoga und Ego

5Irgendwann vor vielen Jahren hat mich mal eine Frau gefragt, sie hatte Yogalehrerausbildung gemacht und war Gymnasiallehrerin, und sie hatte gesagt, ihr wäre die Leitung ihrer Schule angeboten worden. Ob sie das machen sollte oder nicht, würde sie jetzt überlegen. Und dann habe ich sie so gefragt, was das denn ist und ob ihr das Spaß machen würde, ob sie sich das zutraut, ob sie da schon einiges gemacht hat. Es kam dann irgendwie heraus, seit einigen Jahren hat sie einen Fortbildungslehrgang nach dem anderen gemacht, um die Schulleitung zu übernehmen. Sie hat auch festgestellt, Verwaltungsarbeit macht ihr durchaus auch Spaß. Denn ich habe es schon mal an einer Schule erlebt, da gab es einen begabten Lehrer, wirklich pädagogisch unglaublich gut. Ich habe bei dem ein paar Stunden gehabt, der hat sich dann immer als Vertreter irgendwo reingeschmuggelt, und das waren Erlebnisse, die Stunden mit ihm. Und dann wurde er irgendwann zum Leiter des Gymnasiums und ab da war er unglücklich. Er war nämlich ein toller Pädagoge, aber Administration hat ihm nicht gelegen. Gut, aber ihr schien das zu liegen. Dann habe ich sie nur noch gefragt, was sie denn noch davon abhalten würde. Dann hat sie erstens Angst gehabt um ihr Ego. Dann hat sie gesagt: „Ja, vielleicht wird mein Ego dann zu groß.“ Im Yoga geht es ja darum, das Ego zu verringern, und da weiß sie nicht, und zum zweiten, da muss man sich auch manchmal durchsetzen, dann wird sie ja die Vorgesetzte ihrer bisherigen Kollegen und dann gibt es manchmal Konflikte, vor denen hat sie zwar nicht unbedingt Angst, aber sie will ja eigentlich ein friedvoller Mensch sein. Für mich klang das so, als ob sie eigentlich das will und auch dafür geeignet ist. Ich habe ihr also geraten, den Job anzunehmen, denn seit Jahren arbeitete sie darauf hin. Ich habe dann auch eben ihr gesagt: „Und du kannst da ja viel Gutes bewirken und gestalten.“ Wenn man z.B. Yoga einführen will am Gymnasium, was wäre die beste Sache, um es machen zu können? Schulleiterin zu werden. Die Möglichkeit zu haben und sie nicht anzunehmen und nachher sich darüber zu beschweren, dass in der Schule zu wenig Yoga unterrichtet wird, ist zwar eine Weise, wie viele Menschen das tun, aber keine sehr hilfreiche. Dann habe ich sie dann öfters getroffen, inzwischen ist sie auch kurz vor der Pensionierung, das ist also schon lange her, aber es hat ihr viel Spaß gemacht. Sie hat tatsächlich Yoga eingeführt in der Schule, in vielerlei Hinsicht viel weniger, als sie gewollt hätte, weil es gibt doch noch andere Widerstände dagegen, aber sehr viel mehr als sie hätte machen können als einfache Gymnasiallehrerin oder sogar die Stellvertreterin.

–          Fortsetzung folgt –

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Shiva – Shakti Teil 3: Setze dich durch und gebe nach

shivaparwatiSetze dich durch und gebe nach

Dritten Aspekt von Shiva und Shakti, das ist Sonne und MOnd. Gut, Sonne und Mond – ihr kennt Hatha Yoga. Ha heißt Sonne, Tha heißt Mond. Ich werde gerade etwas Mondhaftes zu mir nehmen, nämlich Wasser. Und Sonne ist hier das Machtvolle, das Kraftvolle, das Gestaltende, das sich Durchsetzende, das Mutige und Mond ist das Beruhigende, das Nachgebende, das Verstehende, das Erfahrende, das sich Zurückziehende. Also, es hat eine gewisse Ähnlichkeit, wie diese hier, diese Dualität, Polarität, aber es sind auch zwei Weisen, wie wir auf Situationen im Leben reagieren können. Etwas geht schief. Was können wir machen? Wir können mit Sonne reagieren oder mit Mond. Sonne heißt, mehr anstrengen, gestalten und sagen, „jetzt erst recht“. Oder: „Wenn es so nicht geht, dann eben anders.“ Mond heißt, abwarten oder: „Es soll nicht sein. Ich lasse es lieber sein.“ Oder: „Ich ziehe mich zurück.“ Oder ihr habt euch gemeldet oder ihr habt irgendwo euch beworben für irgendeine Aufgabe, Projektleitung und jetzt gibt es jemand anderes, der auch Projektleiter sein will. Jetzt könnt ihr reagieren mit Sonne oder mit Mond. Mit Sonne, ihr könnt zeigen, warum ihr die geeignete Person seid. Und Mond heißt: „Ja, mache du ruhig mal.“ Oder ihr habt euch irgendwie auf eine gemeinsame Aktivität mit eurem Partner, eurer Partnerin gefreut, die ihr vorher ausgemacht habt, und jetzt sagt Partner, Partnerin: „Ich will was ganz anderes machen.“ Jetzt könnt ihr mit Sonne oder Mond reagieren. Mond wäre: „Ok, wenn du willst, machen wir das.“ Sonne heißt, man kämpft darum, was man vorher ausgemacht hatte. Was ist die bessere Reaktion? Es kommt darauf an. Beides oft. Manchmal hilft es sogar, erst nachzugeben und dann… Manchmal hilft, ein Schritt zurück und zwei Schritte nach vorne.  Und manchmal hilft es, erst reinzugehen, zwei Schritte nach vorne und dann einen Schritt zurück. Ich glaube nicht, dass es hilfreich ist, immer auf die gleiche Weise zu reagieren. Eine gewisse Beobachtung, meine ich machen zu können, dass Yogaleute oft eine Neigung zu haben, mehr als Mond zu reagieren. Ich weiß nicht, ob das nur ein Wahrnehmungsfehler ist. Und ich meine, manchmal reagieren Yogaleute zu viel auf Mondweise.  Man sagt ja gerne: „Der Klügere gibt nach.“ Aber angenommen, alle Klügeren geben immer nach, wer würde dann die Welt regieren? Die Dummen. Also angenommen, man wäre klüger. Nicht immer ist man ja klüger. Aber angenommen, man wäre klüger und überlässt dann immer den Dümmeren das Feld, dann darf man sich anschließend nicht darüber beschweren, wie das Umfeld gestaltet wird. Also, da muss man öfters darüber nachdenken. Und manchmal muss man überlegen, ist es jetzt klüger, zu gestalten, oder ist es klüger, nachzugeben. Und das ist in vielerlei Hinsicht das Richtige.

–          Fortsetzung folgt –

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Shiva – Shakti Teil 2: Sei verhaftungslos und finde das Glück im Inneren

shiva13Shiva – Shakti Teil 2: Sei verhaftungslos und finde das Glück im Inneren

Weg nach innen, nach außen, heißt aber auch, dass das Göttliche nicht nur im Innen zu finden ist, sondern eben auch im Außen. Und auch das können wir zu einer Praxis machen. Wir können zwischendurch die Schönheit genießen. Es gibt so viel Schönheit in der Welt. Eine Kerzenflamme ist schön. Die Weihnachtsbeleuchtung ist auch schön, oder? Ich nehme an, in Hamburg wird es jetzt auch schon Weihnachtsbeleuchtung geben, oder? Ich habe es gestern gar nicht so gesehen, wo wir entlanggefahren sind, aber in den Einkaufsstraßen sicher. In Bad Meinberg jedenfalls gibt es seit über einer Woche Weihnachtsbeleuchtung. Also nicht im Ashram, das wird noch etwas dauern, aber im Ort. Also, das kann schön sein. Wolken sind schön. Blauer Himmel ist schön. Sonne ist schön. Menschen sind schön. Hoffentlich findet ihr euren Partner schön, eure Kinder schön, eine Pflanze schön. Ein Teppich ist schön. Und es heißt so, Satyam Shivam Sundaram sind die drei Weisen, wie wir Gott erfahren können, neben vielem anderen. Satyam, die höchste Wahrheit. Shivam, das Liebevolle. Und Sundaram, die Schönheit. Und so könnt ihr auch das Göttliche im Außen wahrnehmen. Auch das ist wiederum eine kleine Übung, die könnt ihr jetzt auch gerade mal machen. Jetzt mal mit offenen Augen. Ihr könnt irgendwas anschauen, was vielleicht Schönheit ist. Auch euren Nachbarn oder die Wolken oder hier am Altar oder das Muster des Teppichs. Ihr könnt den Blick wandern und schweifen lassen und euch bewusst werden, hinter allem ist irgendwo dieses Göttliche. Also auch dazu eine Ermutigung, nehmt euch öfters am Tag Momente, das Göttliche im Äußeren so wahrzunehmen. Es entsteht dort auch so ein schönes Verbundenheitsgefühl, Liebe, Glück, wie auch immer wir es bezeichnen wollen. Das geht natürlich besonders leicht in den schönen Dingen, wenn jemand euch besonders gefällt, freundlich ist. Es geht aber auch bei anderen. Das nächste Mal, wenn jemand vor euch ist und der einen Wutausbruch hat, könnt ihr euch mal bewusst sein, was da alles Fantastisches passiert. Da ist schon manchmal eine ganz schöne Power dahinter. Wie ein Mensch von einen Moment auf den anderen sich verwandeln kann. Ihr könnt auch die Schönheit in dem Wutausbruch eines anderen mal wahrnehmen. Aber ihr müsst natürlich aufpassen. Wenn das euer Chef ist, dann macht ihr den noch wütender, denn der erwartet mindestens, dass ihr ein betropstes Gesicht macht. Das muss man dann auch manchmal machen. Auch der Partner erwartet, dass man irgendwie betroffen ist, wenn er schon sich die Mühe macht, einen Wutanfall zu kriegen. Das sollte man honorieren. Es gibt andere, wo man auch mal einfach die Großartigkeit eines Wutanfalls bewundern kann und darin das Göttliche sehen kann. Also auch hier könnt ihr mal überlegen. Also, Gott im Inneren, Gott im Äußeren.

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Identifikation mit Körper und Geist

3hWir können uns identifizieren und sagen, „ich bin das“, so weit kann es gehen. In jedem Fall können wir uns identifizieren und sagen: „Das ist mein Auto.“ Ich habe da das große Glück, ich lebe in einem Ashram, wo doch der größte Teil von dem, was man hat, dem Ashram gehört und nicht einem selbst. Ich habe noch nie in meinem Leben ein Auto besessen, allerdings ein Fahrrad, und so ist dieses Gemeinschaftseigentum etwas, wo man lernen kann, es gehört einem nicht, wo man trotzdem feststellen kann, man kann sich trotzdem identifizieren. Als dann z.B. dieses  gute Auto, was ich nach Frankfurt regelmäßig genutzt habe, von einem anderen zu Schrott gefahren wurde, habe ich doch festgestellt, es hat mich etwas geärgert. Künftig hat es auch eine Viertelstunde länger gedauert, nach Frankfurt zu fahren. Aber meistens sage ich ja, eine Viertelstunde länger heißt, eine Viertelstunde mehr Zeit für sich, mehr Zeit für Mantrasingen oder andere Praktiken, die man im Auto machen kann. Ein bisschen Identifikation kann man sehen. Stärkere Identifikation kann zu großem Leiden führen. Das geht jetzt nicht nur mit dem Auto, es kann auch für eine Uhr gelten, es kann für ein Erinnerungsstück gelten, es kann auch für ein Kleidungsstück gelten. Menschen identifizieren sich mit vielem und hoffen, dass es dauerhaft ist.

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Identifikation mit dem Auto

1a.. Identifikation mit dem Auto

Ist ja erst mal ganz lustig. Wie lange ist es lustig? Bin ein Kratzer drin ist oder der Motor ausfällt oder eine Beule oder der Partner es zu Schrott gefahren hat oder wie auch immer. Da können wir sehen, Auto ist ein Fahrzeug. Und auch wenn ich lieber mit dem Fahrrad fahre, ich bin jetzt nicht mit dem Fahrrad hierher gefahren, sondern mit einem Vereinsauto, aber es ist ein Fahrzeug, es ist jetzt nicht unsere wahre Natur. Aber wir können uns damit identifizieren. Und wenn wir uns damit identifizieren, dann beschränken wir uns und wir sind potenziell im Leid, weil wir dann eben das Ewige projizieren auf das Vergängliche.

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Meditation und tiefere Wahrnehmung

swami sivananda53Wer schon tief meditiert hat, weiß, es ist sogar möglich, seinen Körper zu verlassen und seinen Körper von oben zu sehen. Es ist möglich, Wahrnehmung zu haben jenseits des Körpers. Es ist möglich, auf diesen Astralreisen Dinge zu sehen, die wir nicht sehen könnten, wenn wir im physischen Körper sind. Es gibt Nahtoderfahrungen, wo anschließend die Menschen berichten, was die Ärzte gesprochen haben, welche Instrumente sie benutzt haben, die sogar berichten, was die Verwandten im Nachbarraum erzählt haben. Damit können wir klar sehen, Bewusstsein geht außerhalb des physischen Körpers, sogar außerhalb des Hirns. „Ich bin Shiva.“ Probleme entstehen jetzt, wenn wir sagen, „ich bin nicht Shiva“. Angenommen, ich identifiziere mich jetzt mit der Uhr. Oder vielleicht noch einfacher, mit dem Auto. Viele Menschen identifizieren sich mit dem Auto. Z.B. ist mir irgendwann vor ein paar Jahren passiert, habe ich ein Zentrum besucht, bin mit dem Auto dorthin gefahren, da hat mich anschließend jemand gefragt: „Wo stehst du?“ Erst war ich perplex, „ich stehe hier“. Da ich noch nie ein Auto besessen habe – dann plötzlich: „Nein, dein Auto.“ Wir identifizieren uns so sehr mit dem Auto, dass wir sagen, „ich stehe zwei Straßen weiter“. Das ist jetzt erst mal humorvoll, aber viele Menschen identifizieren sich sehr stark über ihr Auto. Eine andere Begebenheit, die ich gerne erzähle, die vielleicht viele von euch auch schon mal gehört haben, ist, als wir den ersten Ashram im Westerwald eröffnet haben, hat uns jemand noch eine schöne Spende gemacht in Form eines Autos. Bis heute das beste Auto, das wir jemals hatten. Gut, es hat auch schon 140.000 km gehabt. Ich glaube, wir haben noch nie ein Auto bekommen, das unter diesem Kilometerstand war. Wir kriegen meistens die Autos dann gespendet, wenn andere sagen: „Das ist mir nicht mehr verkehrssicher genug, dann kann man es Yoga Vidya spenden.“ Gut, in dem Fall war das Auto aber in einem guten Zustand. Es wurde halt von jemandem gespendet, der im Außendienst tätig war und jeden Tag tausend Kilometer gefahren ist. Und wir sind natürlich normalerweise in der Woche hundert Kilometer gefahren, ein paar Mal Abholungen. Aber es war ein gutes Auto und mit dem konnte ich auch von Frankfurt hin und her düsen. Ich habe in Frankfurt noch eine Zweijahresausbildung gemacht, während ich im Ashram dort weiter dort war. Und dann bin ich mal selbst hingefahren, um das Auto in eine Waschanlage zu bringen. Und dann kam jemand und hat plötzlich gefragt: „Wie viel Liter haben Sie?“ Dann wollte er noch wissen, musste ich gerade überlegen, Hohlraumberechnung. Mathematik Leistungskurs hatte ich. Bei einem Körper mit sehr unregelmäßigen Strukturen… Und dann dachte ich plötzlich: „Der Mensch hat ein spezifisches Gewicht von etwa 1,etwas.“ Da wollte ich gerade schon sagen, „das müssten um die 70 Liter sein“. Dann hat er aber schon weitergefragt: „Und wie viel PS?“ Da habe ich noch überlegt: „Wie viel PS hat denn ein Mensch?“ Er hat dann plötzlich aber gesagt: „Sie haben soundso viel Liter und soundso viel PS.“ Dann kam heraus, er hatte die gleiche Automarke wie ich gehabt und die gibt es anscheinend in verschiedenen Litern und PS, und das wollte er halt irgendwo wissen, aber er kannte sich gut aus. Wir haben uns jedenfalls toll verstanden. Ich habe dann nachher getan, ich wäre mein Auto, und er hat getan, er wäre sein Auto, wir haben uns über uns ausgetauscht und richtig brüderlich. Er hat mich auch sehr schnell geduzt.

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Wer bin ich wirklich?

5aWer bin ich wirklich?

Jetzt könnte ich drei Stunden diese Atma-Anatma-Viveka machen. Eigentlich, wenn es wirklich interessiert, packt eure Sachen – nicht jetzt, aber in ein paar Stunden – und fahrt dann zum Ashram an der Nordsee. Fünf Tage werde ich darüber sprechen. Atma, Anatma, Selbst, Nicht-Selbst. Selbst ist das, was wahrnimmt, Selbst ist das, was nicht wahrgenommen wird. Wenn wir sagen, „ich sehe die Uhr“, dann gibt es ein Ich und eine Uhr. „Ich sehe die Uhr“, ich bin der Wahrnehmende, die Uhr ist das Wahrgenommene. Bin ich die Uhr? Antwort: Nein, ich nehme die Uhr wahr. Bin ich mein Hemd? Nein, ich nehme das Hemd wahr. Ich kann auch das Hemd ausziehen und wieder anziehen. Machen wir es etwas schwieriger. Bin ich die Hand? Nein, ich kann die Hand sehen, ich kann sie hören, mindestens wenn ich sie mit der anderen Hand verbinde, ich kann sie hoffentlich nicht zu stark riechen, ich kann sie schmecken, ich kann sie fühlen, ich kann sie bewegen. Gut, sie bewegt sich auch, ohne dass ich etwas tue. Ich existiere sogar weiter ohne Hand. Und angenommen, irgendwo sage ich, „meine Hand gefällt mir nicht“, und dann sagt Haridas, „das passt ja gut, ich hätte auch gerne einmal eine andere Hand“. Wenn wir irgendwo zu einem Chirurgen gehen – gut, in Deutschland wird das vermutlich keiner machen, aber mit ausreichend Spende, die jemand dafür geben würde, könnten wir dann irgendwo unsere Hände tauschen. Und dann, wer bin ich mit Haridas Hand? Und wer ist Haridas mit meiner Hand? Wir sind immer noch, Ich bleibt Ich. So kann man das Herz austauschen, wir können Leber austauschen, wir können alle möglichen Organe austauschen, aber wir bleiben der Gleiche.

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Kleshas die Ursachen des Leidens

1nEs gibt einen Aphorismus im Patanjali, der spricht von Avidya als Grundlage von allem Leiden. Es gibt die so genannten Kleshas, Ursachen des Leidens. Manche von euch kennen die. Wer ist jetzt gerade im zweiten Jahr, Abschluss des zweiten Jahres?  Da seid ihr gerade dabei, das wahrscheinlich zu wiederholen, denn im Januar gibt es dann ja schriftliche Generalwiederholung. Und da gibt es die Kleshas, die Ursachen des Leidens und es beginnt mit Avidya. Avidya heißt Unwissenheit. Und Avidya definiert Patanjali in diesem Aphorismus nicht als Unwissenheit, wie viel Einwohner Hamburg hat, auch nicht, wie der Bürgermeister von Hamburg heißt, auch nicht, wie viele Schiffe heute in See stechen, sondern Unwissenheit, sagt er, hält das Vergängliche für das Unvergängliche, das Selbst für das Nicht-Selbst, das Freudevolle für das Nicht-Freudevolle und das Nicht-Selbst für das Selbst und das Vergängliche für das Ewige und das Nicht-Freudevolle für das Freudevolle. Ich fahre ja heute Abend an die Nordsee, da spreche ich über Atma Bodha, einen Text, der auch die so genannten Hauptvivekas aufführt. Die Atma-Anatma-Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Nidya-Anidya-Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Und die AnandaDukha-Viveka, die Unterscheidung zwischen dem wahrhaft Glückvollen und dem Leidvollen. Shiva ist hier das Atma, Nidya, Ananda. Shiva ist das Selbst, es ist da, wo die Wonne zu finden ist und Shiva ist das Ewige. Und Shakti ist Anidya. Shakti an sich ist Nidya, ewig, aber alles, was in der Shakti ist, ist vergänglich. Shakti ist das Anatma, nicht unser wahres Selbst, sondern das ist da, wo das Selbst sich ausdrückt. Und Shakti kann Quelle von Dukha sein, von Leid, dann nämlich, wenn wir uns damit identifizieren oder wenn wir das Vergängliche für das Ewige halten wollen. Klingt abstrakt? Wir können es ein bisschen konkreter machen, aber ich will erst einmal etwas weiter in dieser subtilen Terminologie bleiben. Unser Selbst. Die meisten von euch haben das schon so oft gehört. Es ist immer wieder wichtig, es sich zu vergegenwärtigen. Das Selbst.

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Shakti ist die kosmische Energie, die göttliche Kraft

shiva u. shaktiShakti ist die kosmische Energie, die göttliche Kraft

Shiva im Tantrismus ist die allumfassende Wirklichkeit, das Bewusstsein, das hinter allem steht, das, was wir in der Vedanta auch als Brahman bezeichnen. Und Shakti ist die kosmische Energie, die göttliche Kraft, welche dieses Universum schafft, erhält und dann auch wieder auflöst, die in unserem Leben so viel schafft, erhält und auch wieder auflöst. Shiva und Shakti symbolisiert aber auch, in einer zweiten Bedeutung, zum einen den Inhalt, nach innen zu gehen, und das ist etwas Wichtiges, dass wir das in unserem Leben integrieren. Gerade in unserer heutigen, sehr nach außen gerichteten Gesellschaft ist sehr wichtig, dass wir immer wieder Momente haben, wo wir nach innen gehen. Und umgekehrt aber auch, es ist dieser umgekehrte Pol, dass wir von innen heraus Kraft geben und das ist dann die Shakti, dass wir diese Kraft von innen nach außen wieder bringen. Es gibt auch Menschen, die Yoga einseitig leben und sagen: „Ich will mich vom Leben zurückziehen. Und es mag auch einzelne Menschen geben, für die mag das sogar das Richtige sein, denn es gibt eigentlich fast nichts, was nicht in irgendeinem Kontext auch richtig wäre, was in einem anderen Kontext nicht richtig wäre. Für die Mehrheit der Menschen gilt, nach innen gehen, von dort Kraft sammeln, und dann auch wieder nach außen gehen, Shiva und Shakti. Shiva wird auch als der männliche Pol bezeichnet und Shakti als der weibliche Pol. Und auch wenn vermutlich, was man früher als männlich und weiblich bezeichnet hat, nicht wirklich das ist, was Männer und Frauen ausmacht, können wir es durchaus archetypisch nehmen. Wir könnten sagen, das männliche Element ist das Mutige, Gestaltende, das sich Durchsetzende. Und das weibliche ist mehr das empfangende, das ruhigere, das harmonisierendere, das annehmendere Element. Und in Indien wird das übrigens gar nicht so sehr als männlich und weiblich bezeichnet, sondern als Sonne und Mond, und damit ist das etwas neutraler, denn jeder Mann hat männliche und weibliche Aspekte, also Sonne- und Mondaspekt müsste man besser sagen, und jede Frau hat das, jeder Mann hat das. Und oft gibt es Probleme daraus, dass man den einen oder den anderen Aspekt überbetont und vielleicht den anderen Aspekt unterbetont. Tantraphilosophie, Shiva-Shakti-Philosophie. Die meisten von euch sind damit ansatzweise, manche tiefer vertraut. Wer von euch hat eine Yogalehrerausbildung abgeschlossen? Wer macht gerade eine Yogalehrerausbildung? Wer beginnt demnächst eine? Also, diejenigen, die beginnen, ihr werdet das sehr gründlich dort auch lernen. Und letztlich, da ist die Tantraphilosophie ähnlich wie die Vedantaphilosophie, auch die Samkhyaphilosophie. Und die meisten kennen sie und es ist immer wieder wichtig, das sich zu vergegenwärtigen, denn der Alltag ist so, dass man es immer wieder vergisst. Und hier heißt es, es gibt das Ewige und es gibt das Vergängliche. Im Tantrismus wird gesagt, beides ist göttlicher Natur. Also, es ist nicht, das eine ist besser, das andere ist schlechter, sondern es gibt dieses Ewige. Und es gilt durchaus, das Ewige zu erfahren. Das Relative, Shakti, in der ständigen Veränderung begriffen, ist auch göttlicher Natur, nur gilt es, daran sich nicht zu verhaften.

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Grundpranayamas für am Anfang-stehende Fortgeschrittene

Manipura-sharadaHast Du eine abgeschlossene Yogalehrerausbildung oder eines der Kundalini Yoga Seminare besucht? Hast Du in einem der Yoga Vidya Ashrams schon einmal das 6h-Pranayama mitgemacht? Dann sollte Dir der folgende Podcast bekannt vorkommen.

Die Länge des Podcasts beträgt 55 Minuten und ist somit ideal für die tägliche Praxis von ernsthaften Aspiranten geeignet. Ob Du Dich nun jeden Tag anleiten lässt oder Du den Podcast eine Weile lang hörst, Dich inspirieren lässt und Techniken in Deine eigene ursprüngliche Praxis integrierst, ist ganz Dir überlassen. „Grundpranayamas für am Anfang-stehende Fortgeschrittene“ weiterlesen