Im Leben gutes bewirken

sukadev15Ich gehe jetzt davon aus, da meistens vom Yoga freundliche Menschen angezogen werden, dass ihr vermutlich sehr viel mehr Gutes bewirkt habt als euch selbst bewusst ist und dass ihr vermutlich zehn bis hundert Mal mehr gute Sachen gemacht habt als ungute Sachen gemacht habt. Aber selbst wenn es anders wäre, kann man es immer noch umkehren und ins Gute wenden. Swami Vishnu hat manchmal auch so humorvoll gesprochen, wenn er über Investitionen gesprochen hat. Der Swami Vishnu hat durchaus auch ab und zu mal Nachrichten geguckt, hat auch Time Magazine gelesen und es gab noch so eine Tageszeitung. Wie heißt die englische Tageszeitung, die in Deutschland auch populär ist? Herald Tribune. Die mussten wir ihm immer besorgen. Er wollte irgendwo wissen, was auf der Welt los ist und womit sich Menschen beschäftigen und letztlich auch, wenn er irgendwo gemerkt hat, es entwickelt sich eine neue Katastrophe, dann hat er uns alle „Om Tryambakam“ singen lassen, Mantra für Frieden und Wohlwollen in diese bestimmte Konfliktregion. Und manchmal hat er auch humorvoll in die Investitionsseiten geschaut. Wir sind dort in einer guten Tradition, Yoga Vidya, wie Sivananda Yoga Vedanta und vorher Divine Life Society, also wir haben nie Geld, um es irgendwo anzulegen, deshalb ist das immer nur von theoretischem Interesse. Wir haben eher die Überlegung, wie kann man Kredite günstiger finanzieren, das ist von größerem praktischen Interesse. So hat er dort öfters auch mal so einfach drüber geguckt und dann hat er so gesagt: „Die sicherere Investition wäre, Spenden zu geben. Die nimmt man nämlich noch ins nächste Leben mit.“ Aber dann meinte er: „Aber als Yogi wollen wir ja gar nicht unbedingt ins nächste Leben hineinkommen und wir wollen uns nicht damit identifizieren, deshalb ist die Frage, ob wir gutes oder schlechtes Karma künftig haben für einen Yogi irrelevant.“ Die dritte Ebene habe ich noch nicht gesprochen, die dritte Ebene ist, wo wir kommen mit etwas, es bleibt gleich und es ändert sich nicht und wir gehen mit dem Gleichen. Und was ist das? Satchidananda, Atman, Brahman, das höchste Selbst, das Göttliche, oder der göttliche Kern im Menschen, das Bewusstsein, das Unbeschreibliche, das, was eigentlich das Ich ist. Wir kommen auf die Welt, sagen dann irgendwann „ich“, wir sind Bewusstsein, alles Mögliche ändert sich und am Ende des Lebens verlassen wir den physischen Körper. Und selbst wenn sich im Leben alles Mögliche geändert hat, etwas bleibt gleich. Angenommen, ihr schaut mit jemand anderes irgendwo alte Familienalben an, guckt dort und seht dort ein einjähriges Baby und dann sagt ihr eurem Freund oder Enkel oder wem auch immer: „Das bin ich.“ Jetzt überlegt, was macht das für einen Sinn, „das bin ich“? Bin ich dieses Papier? Nein. Bin ich ein kleines Baby von einem Jahr? Nein. Spreche ich so wie dieses Baby? Nein. Habe ich die gleichen intellektuellen Fähigkeiten wie dieses Baby? Nein. Sehe ich die Welt wie dieses Baby? Nein. Man kann sagen, bestimmte Charakteristika mögen ähnlich geblieben sein, bestimmte Gene mögen ähnlich geblieben sein. Trotzdem, von dem, was dieses Baby ausmacht und was den Erwachsenen ausmacht, ist eigentlich wenig gleich geblieben. Sogar alle Zellen haben sich geändert. Gut, ein paar Nervenzellen sind auch gleich geblieben, aber fast alle Zellen haben sich geändert. Und sogar alle Moleküle des menschlichen Körpers tauschen sich aus in hundert Tagen, außer Herz, Moleküle in den Haaren und in den Fingernägeln, die sind ein bisschen länger. Aber sollte jemand von euch mich vor über hundert Tagen gesehen haben, was hier vor euch sitzt ist alles neu. Höchstens das hier habt ihr vorher gesehen und hier diesen Teil der Nägel, das ist alles, was gleich geblieben ist. Alles andere ist neu vom Standpunkt der Moleküle. Das Hemd ist auch schon so alt. Da kann man sich überlegen: „Wer bin ich?“ Alle Moleküle ausgetauscht. Bei gesunden Zähnen sogar in den Zähnen. Gut, wenn ihr Wurzelkanäle gehabt habt, dann nicht mehr, aber ansonsten tauschen sich selbst die Moleküle in den Zähnen aus, in jedem Fall in allen Knochen. Also, wenige Moleküle bleiben gleich. Und was dort an Baby dort war, das bin ich. Was bin ich? Bewusstsein, das ist gleich geblieben.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 5. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:

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Leben als Erfahrung

parvatiWer Kinder hat, weiß, schon die Babys sind unterschiedlich. Gleiche Eltern, vielleicht sogar, wenn die Eltern nicht umgezogen sind, gleiche Gegebenheiten, schon direkt nach der Geburt sind die Kinder anders. Oft sogar schon in der Schwangerschaft verhalten die sich anders. Also, Menschen kommen mit etwas. Sie sind nicht Tabula Rasa, also leere Tafel, die dann beschriftet wird, man kommt mit etwas. Im Laufe des Lebens machen wir alle möglichen Erfahrungen, tun alles Mögliche, entwickeln uns auf verschiedene Weisen, und dann, mit dem Ende des Lebens, dort nehmen wir dieses mit. Und was nehmen wir dort mit? Wir nehmen einen gewissen Energielevel mit, wir nehmen Fähigkeiten mit, wir nehmen Charakteristika mit, wir nehmen spirituelle Entwicklung mit und wir nehmen neues Karma für das nächste Leben mit. Und dort kann man sich auch wieder überlegen, auf der ersten Ebene kann man überlegen: „Wie viel Zeit und Energie bringe ich hinein in das Vergängliche, im Bewusstsein, ich werde es verlieren?“ Und zum zweiten kann man überlegen: „Angenommen, das mit der Reinkarnation ist so tatsächlich, was tue ich dafür, dass ich, wenn ich diese Erdebene verlasse, irgendwo mich entwickelt habe gegenüber dem Stand, den ich am Ende des letzten Lebens hatte, mit dem ich dieses Leben begonnen hatte? Was tue ich für mein Prana, meine Energie? Was tue ich für meine Charakterentwicklung? Was tue ich für meine spirituelle Entwicklung, meine spirituelle Einsicht? Und was tue ich letztlich, damit die tiefere spirituelle Erfahrung sich entwickeln kann?“ Und vielleicht auch: „Was tue ich auch, um ein gutes Karma zu bekommen?“ Ich bin jetzt kein Befürworter der Belohnungs-, Bestrafungstheorie des Karmas, dagegen hat sich schon Krishna gewandt und Patanjali gewandt und viele andere, auch wenn das in Indien unter dem populären Hinduismus und Buddhismus so die Populärausprägung ist, wenn einem was Schlechtes widerfährt, dann hat man was Schlechtes getan, wenn was Gutes passiert, muss man was Gutes getan haben. Das wäre eine Primitivinterpretation des Karmas. Krishna wendet sich dagegen und er soll vor 5000 Jahren gelebt haben. Patanjali wendet sich dagegen, der soll vor 2500 Jahren gelebt haben. Shankara hat dagegen gesprochen, der ist sicherlich eine historisch verbürgte Person, er hat vor 1200 Jahren gelebt, und die modernen Yogameister auch. Das ist eine Verkürzung. Die Erweiterung des Karmas, das kommt auf uns zu, was uns hilft, spirituell zu wachsen. Da werde ich auch nochmal etwas darauf eingehen. Dennoch, gewisse Früchte der Handlung gehören auch dazu und angenommen, man betrügt jemanden, dann wird das eine gewisse Auswirkung haben. Wenn wir betrügen, dann heißt das, wir handeln aus dem Ego, wir handeln aus der Getrenntheit, wir handeln ohne Mitgefühl. Damit wir lernen, Mitgefühl zu haben und zur Einheit, müssen wir nochmal erfahren, wie das ist, so etwas zu erfahren. Und umgekehrt, wenn man Gutes tut und sich damit identifiziert, dann kann man auch mal erfahren, wie es ist, wenn andere einem etwas Gutes tun. Da könnt ihr jetzt auch überlegen, von diesem Standpunkt – auch wenn der jetzt nicht der wichtigere Teil dieses Vortrages ist – von diesem Standpunkt aus könnt ihr auch überlegen: „Habe ich jetzt einiges getan, was es mir in meinem nächsten Leben einfacher macht, im Sinne von, habe ich Gutes für andere getan oder habe ich häufig gegen ethische Grundsätze verstoßen?“

– Fortsetzung folgt –

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Unsterbliche Seele

swami sivananda66Was ist es? Auf der einen Ebene kommt der Mensch ohne etwas und geht ohne etwas. Auf der zweiten Ebene kommt der Mensch mit etwas, verändert einiges und geht mit etwas anderem. Auf der dritten Ebene kommt der Mensch mit etwas, es verändert sich nichts und er geht mit dem Gleichen.“ Und ein Pandava nach dem anderen kam dort hin und keiner konnte die Frage beantworten. Schließlich kam Yudhisthira, der weiseste der fünf Pandavas, dieser Helden. Und der konnte die Frage beantworten. Ich glaube, die meisten von euch kennen die Antwort auch. Was ist die Ebene, auf der wir ohne etwas kommen und ohne etwas gehen? Die physisch-materielle. Wir kommen ohne etwas, wir kommen nackt auf die Welt, und wir gehen wieder nackt. Wir nehmen nichts mit, weder das Haus, noch den Garten, noch das abbezahlte Appartement, auch nicht den iPod, noch nicht mal die Lebensversicherung. Swami Vishnu hat gerne so Witze gemacht über Geldanlagen. Es gibt ja irgendwelche Anlageberater und da werden die Anlagen beschrieben, ob sie sicher sind oder unsicher oder riskant usw. Und er meinte, eigentlich alle Anlagen sind gleich. Egal, wie wir das Geld anlegen, wir werden es vollständig verlieren. Manches verliert man vor dem Tod, manches mit dem Tod. Da kann man sich nochmal bewusstmachen, wie viel Zeit verbringen wir, wie viel Gedanken verbringen Menschen damit, wie viel Energie, um etwas anzusammeln, das wir sicher verlieren werden. Eine Sache, die man öfters überlegen kann vor diesem Hintergrund. Dann gibt es die zweite Ebene. Auf der zweiten Ebene kommen wir mit etwas, es tut sich einiges, und wir gehen mit etwas anderem. Damit das funktioniert, müsst ihr natürlich wissen, Yogis glauben an Reinkarnation und sagen, der Moment der Geburt ist nicht der Beginn des Lebens in Wirklichkeit, sondern das ist der Beginn des irdischen Lebens. Eigentlich gibt es zwei Beginne des irdischen Lebens, vielleicht sogar drei. Der erste Schritt ist die Empfängnis und dann irgendwo die Verbindung, wo die Seele in die Nähe des Körpers kommt. Dann nach etwas drei Monaten ist die Seele mit diesem Körper recht stark verbunden. Und mit der Geburt ist dann Seele und Körper gut verbunden und es heißt, im Moment der Geburt gibt es dann auch allgemeinen Gedächtnisschwund und die Seele vergisst, wer sie war und hat gerade noch die Zeit, sich zu erinnern, dass es jetzt unangenehm wird und schreit. Es heißt nämlich, die Zeit vor dem Leben sei schöner, Astralwelten für die meisten eine angenehme Zeit, aber dann geboren werden, dann in dieser Welt muss man atmen und es ist kalt usw. Aber wie auch immer, wir kommen mit etwas und jeder, der Geschwister hat, weiß, nicht alle waren gleich. Oder seid ihr gleich wie eure Geschwister?

– Fortsetzung folgt –

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Lebe dein Leben bewusst

asana22 Zwanzig Jahre später kam Yama wieder und sagte: „Es ist Zeit. Ich nehme dich jetzt mit.“ Sagte der andere: „Du hast mir drei Boten versprochen.“ Sagte Yama: „Ich habe dir drei Boten geschickt. Der erste Bote war dein nachlassendes Augenlicht. Du hast dir eine Brille darüber gesetzt. Der zweite Bote war dein ergrauendes Haar. Du hast es dir gefärbt. Der dritte Bote war die ausfallenden Zähne. Du hast sie nicht beachtet. Jetzt ist es Zeit.“ Ich weiß nicht, wie viele von euch schon diese Boten bekommen haben. Ich habe jetzt momentan einen eigenartigen Boten gekriegt mit Augen. Ich habe ja schon seit Kindheit eine Brille, jetzt kann ich nah nicht lesen mit Brille. Also, ich kann jetzt nur noch lesen ohne Brille. Ein Signal. Aber jetzt könnt ihr noch über etwas anderes nachdenken. Angenommen, ihr wüsstet – ihr geht nach Indien zu den Palmblattbibliotheken. Und da zieht ihr ein Blatt und das sagt: „Karma ist nur noch für sechs Monate. In sechs Monaten wirst du sterben.“ Wobei das kein verantwortungsbewusster Astrologe oder Palmblattbibliothekar so sagen würde, denn das kann auch zur sich selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Und wenn euch das irgendwann jemand erzählt, glaubt ihm besser nicht. Aber angenommen, ihr wüsstet das. Und ihr wüsstet, in einem halben Jahr würdet ihr sterben. Jetzt könnt ihr mal nachdenken. Das sind jetzt alles nur kurze Anreißer und manche werden sagen: „Blöde Übung.“ Dann könnt ihr auch einfach nur atmen. Und wenn ihr sagt, „viel zu wenig Zeit“, könnt ihr vielleicht heute Abend oder morgen früh das nochmal üben. Jetzt könnt ihr gerade mal so ein paar Momente überlegen: „Angenommen, ich wüsste, in einem halben Jahr würde ich gehen. Was würde ich dann ändern?“ Wer was zu schreiben hat, kann auch was schreiben. Ihr könnt es aber auch einfach nur denken. Eine nächste Übung: Angenommen – jetzt je nach Alter – in zehn, zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahren sprechen euch eure Enkel an oder die Enkel eurer Nachbarn oder die Enkel der Mitbewohner des Seniorenwohnsitzes und fragen: „Was war denn wirklich wichtig in deinem Leben im Jahr 2012? Wir haben gelesen, damals haben viele Menschen gedacht, die Welt geht unter oder was ganz Entscheidendes passiert. Was war wirklich wichtig in deinem Leben im Jahr 2012?“ Was würdet ihr antworten? Da könnt ihr gerade nochmal nachdenken. Was war wichtig für dich 2012? Was hast du Wichtiges in dir selbst getan? Was hast du Wichtiges gemacht für dich, für andere oder wie auch immer? Und jetzt – ich gebe euch wenig Zeit – ist ja erst Juni, noch nicht mal das halbe Jahr vorbei. Jetzt angenommen, ihr wüsstet, in zehn, zwanzig, dreißig Jahren wird euch diese Frage gestellt werden. Was würdet ihr dann noch machen, was dann in zehn, zwanzig, dreißig Jahren ihr noch für wert haltet, der nächsten oder übernächsten Generation zu erzählen. Ich will euch jetzt noch eine kleine Anekdote erzählen aus der Mahabharata, einem der großen indischen Epen. Und dort gibt es einen Rakshasa, das ist so ein Naturwesen, und der versperrte den Weg. Und die Pandavas wollten da durchgehen. Und dieser Rakshasa hat gesagt: „Ich lasse euch nur durch, wenn ihr mir drei Fragen beantwortet.

– Fortsetzung folgt –

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Was im Leben wirklich wichtig ist

foto9Was im Leben wirklich wichtig ist, Teil 1

Was wirklich wichtig ist. Das ist vielleicht die wichtigste Frage überhaupt, die man sich regelmäßig stellen sollte. Ich komme jetzt gerade von einem Business-Yoga-Kongress. Bei Yoga Vidya Bad Meinberg haben wir so einen Business-Yoga-Kongress und da haben wir von verschiedenen Referenten einiges gehört. Dort gab es auch bekannte Vortragende, wie Rüdiger Dahlke u.a. Wir haben verschiedene Referenten gehabt, auch aus anderen spirituellen Traditionen, aus der Wirtschaft, aus der Wirtschaftspolitik, Gesundheitspolitik usw. Und ein Problem, das ja heute sehr stark auch in den Medien vertreten ist, ist Burnout. Inzwischen spricht man auch mehr von Boreout und auch von Getriebensein von Menschen. Eigentlich haben wir heutzutage so viele tolle Möglichkeiten, so vieles, was wir im Leben anstellen können, und darüber vergessen Menschen dann manchmal, was wirklich wichtig ist. Ich muss natürlich dazusagen, ich werde jetzt keinen weltanschaulich neutralen Vortrag darüber geben, sondern ich werde es vom klassischen Yogastandpunkt aus geben. Und die Yogis haben sich seit Jahrtausenden die Frage gestellt: Was ist wirklich wichtig? Und die Yogis haben diese Frage vor dem Hintergrund einer besonderen Tatsache gestellt, nämlich, Leben ist auf der physischen Ebene endlich. Wir werden irgendwann sterben. Und die Yogis sind zu dem Schluss gekommen, was wirklich wichtig ist, muss auch wichtig sein vor dem Hintergrund des Sterbens. Swami Vishnudevananda hatte gerne gesagt: „Lebe dein Leben so, dass du ohne Bedauern heute abtreten kannst, wenn es so geschieht, und dass du auch noch hundert gesunde Lebensjahre leben kannst und nach hundert Jahren sagen kannst, ich habe es gut gelebt.“ Nicht so einfach, beides zu leben. Manche würden sagen: „Wenn ich weiß, in einer Woche sterbe ich, würde ich mein Leben vollständig umkrempeln.“ Angenommen, ihr wüsstet, ihr würdet in einem halben Jahr sterben und sagen: „Vor dem Hintergrund, dass ich in einem halben Jahr sterbe, werde ich genau das weitermachen wie bisher.“ Dann habt ihr vermutlich euer Leben an wichtigen Sachen ausgerichtet. Andererseits, und wenn ihr dann überlegt, „ich werfe das Leben um“, aber angenommen, in einem halben Jahr kommt Fehldiagnose und man lebt stattdessen noch – gut, hundert Jahre klingt vielleicht etwas viel, aber fünfzig, siebzig Jahre weiter, was nicht undenkbar ist für viele der hier Anwesenden. Dann kann man überlegen: „Wenn ich noch fünfzig Jahre länger lebe, sind diese Umstellungen, die ich machen würde, wenn ich wüsste, ich würde noch ein halbes Jahr leben, wären die dem angemessen?“ Wenn wir beidem Rechnung tragen, dann können wir sagen, wir haben unser Leben so gelebt, wie wir es leben können vor dem Hintergrund der Sterblichkeit, wie auch des Lebens. Und ich werde euch öfters mal so ein paar Momente Pause geben, wo ihr überlegen könnt. Ihr könnt jetzt z.B. überlegen, angenommen, ihr würdet heute Abend sterben, wie auch immer. Wärt ihr zufrieden mit dem, wie ihr das Leben bisher gelebt habt? Wenn ihr an dem Übergang zum Tod einen Moment nachdenken könntet. Es gibt eine Geschichte, die das so ein bisschen auch verdeutlicht. In der indischen Mythologie gibt es einen Yama, das ist der Todesgott. Das darf man jetzt nicht wörtlich nehmen. Aber eines Tages kam der Todesgott zu einem Menschen und sagte: „Ich nehme dich jetzt mit, es ist Zeit.“ Und dann sagte er: „Du hast mir überhaupt keine Warnung gegeben. Das kannst du doch nicht machen. Ich habe so viele wichtige Dinge in meinem Leben noch zu tun. Bitte, lasse mich die noch erledigen.“ Sagte Yama: „Ok, ich werde dich jetzt erst mal lassen und komme dann später wieder.“ Sagte der Mensch: „Aber vorher gib mir bitte ein paar Warnungen, wann du kommst, dass ich mich darauf ausrichten kann.“ Sagte Yama: „Ok, ich werde dir drei Boten schicken.“

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Mauna – Schweigen, Stille

Mauna ist die spirituelle Praxis des Schweigens. Mauna heißt in die Stille zu gehen. Ein paar Stunden, einen Tag, oder länger. Nutzen aus der Praxis von Mauna

  • –          Brahman erfahren
  • –          Regeneration bei Stress
  • –          Ojas Shakti – Erzeugung von spiritueller Energie
  • –          Steigerung der Willenskraft / Geistesbeherrschung
  • –          emotionale Harmonie
  • –          geistiger Frieden

Im Alltag halten beschäftigte Menschen mindestens 1x am Tag 1 Stunde Schweigen um zu Meditieren und Pranayama zu praktizieren

Formen des Schweigens

  1. Vang Mauna – nicht sprechen (notfalls Zettel schreiben)
  2. Kashtha Mauna – jeden zwischenmenschlichen Kontakt meiden (Nicken, Lächeln, Blickkontakt meiden, etc.)
  3. Sushupti Mauna
    – Kontrolle der Gedanken
    Geist zur Ruhe bringen
    – im Hier und Jetzt sein
    Freude des Seins / Ananda erfahren
  4. Maha Mauna – große Stille

Vichara Neti Neti Vakya Meditation

Die Vichara – Neti Neti – Vakya ist eine Meditation aus dem Jnana Yoga bzw. Vedanta sie geht in den folgenden Schritten:

1. Vichara

  • Nachdenken, Erforschen, rechte Befragung/Selbstbefragung
  • Wer bin ich?
  • Was bin ich?
  • Was ist wirkliche Freude?
    Wir können feststellen, was wir nicht sind.

2. Sakshi
Einstellung eines Beobachters: Beobachten:

  • Wer bin ich?
  • Bin ich das, was beobachtbar ist?

3. Neti Neti

  • Ich bin nicht dies – nicht das
  • Ich beobachte die Beine
  • Ich spüre die Beine
  • Ich bin nicht die Beine, weil ich sie aus der Beobachterposition von außen sehe.

 4. Vakya

Satchidananda Swarupoham – Meine eigene Natur ist Satchidananda à unendliches Sein + Wonne

Ziel:

  • Wer bin ich?
  • Was ist wahre Freude?
  • Wie kann ich wahre Freude erfahren?

(Mitschrift eines Vortrags mit Sukadev im Rahmen einer zweijährigen Yogalehrer Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg)