Hatha Yoga mit die schönste Sache, die man dauerhaft machen kann

Aber Hatha Yoga, da geht es darum, wir bemühen uns und wir tun auch etwas, wir praktizieren. Und im Hatha Yoga steht da durchaus eben auch das Wort „Bemühen“ drin. Zwar ist Hatha Yoga auch Entspannung, zwar ist Hatha Yoga vielleicht mit die schönste Sache, die man dauerhaft machen kann, und zwar auch machen kann, bis irgendwann der Atem dauerhaft still steht, Akhanda Kumbaka. Akhanda heißt dauerhaft, Kumbhaka heißt Stillstehen, nennt sich dann physischer Tod. Also, bis dahin kann man irgendeine Form von Hatha Yoga immer üben. Was kann man sonst an Körperübungen machen bis zum Schluss? Mindestens kann man zum Schluss noch den Atem bewusst beobachten. Das ist auch eine Form von Pranayama. Also, Hatha Yoga ist zwar etwas ganz Schönes und es ist etwas Wunderbares, aber es ist auch eine Bemühung. Und die Hatha Yoga Pradipika ist das älteste bekannte spezielle Hatha Yoga Buch und es ist gar nicht so alt, es wird von Orientalisten heutzutage ins 14./15. Jahrhundert n. Chr. in chronologischer Reihenfolge gesetzt, auch wenn die älteste erhaltene Ausgabe von der Hatha Yoga Pradipika aus dem 17. Jahrhundert stammt. Das ist immer so eine schwierige Geschichte mit indischen Schriften, weil man weiß nicht, wie alt die sind, denn die Inder haben auf Palmblätter geschrieben bzw. geritzt. Palmblätter sind nicht so lange haltbar wie z.B. Pergament oder auch irgendwelche Holztafeln, wo andere Völker geschrieben haben. Und außerdem haben die Inder noch eine Eigenart, das heißt, wenn heilige Schriften dabei sind, zu zerfallen, dann müssen die in einem feierlichen Yajna Feuer verbrannt werden. Das ist nicht sehr gut für das Aufbewahren von Handschriften und für die Historiker. Aber das Hatha Yoga ist sicherlich älter als 13./14. Jahrhundert. Wir finden Andeutungen von Hatha Yoga schon in den Veden, wo dann z.B. beschrieben wird, dass irgendwelche Heilige in den Wald gegangen sind und dort monatelang die Luft angehalten haben. Da darf man sich natürlich jetzt nicht vorstellen, dass die am Stück die Luft angehalten haben, sondern da steht dann, sie haben monatelang Kumbhaka geübt. Und wenn man die Hatha Yoga Pradipika kennt, weiß man, Kumbhaka üben heißt nicht, dass man nur die Luft anhält, sondern Kumbhaka ist auch ein Name für Atemübung. Und sie haben also monatelang intensiv Atemübungen geübt. Oder manchmal steht, sie haben ihren Körper in furchtbare Verrenkungen gebracht. Für einen Außenstehenden sind die Asanas manchmal furchtbare Verrenkungen. Oder es steht auch, dass sie auf einem Bein gestanden haben für sehr lange Zeit. Oder dass sie auf dem Kopf gestanden haben. Oder in der alten Induskultur sieht man so ein paar Siegel, wo Menschen in Mulabhandasana z.B. sitzen, was so eine Art Schmetterling ist, den die meisten kennen, nur die Fersen eben unter dem Kandapunkt. Man findet den Lotussitz. Es gibt Symbole, wo der Bogen abgebildet ist, und man findet auch solche, wo die Finger an der Nase sind. Jetzt kann man natürlich sagen, man weiß jetzt nicht, ist das wirklich die Wechselatmung, es könnte ja auch sein, dass der sich die Nase putzt. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass jemand auf einem Siegelring jemand Naseputzendes abbildet, das wäre etwas eher Außergewöhnliches. Und so kann man relativ sicher davon ausgehen, Hatha Yoga ist mehrere tausend Jahre alt, wurde aber lange Zeit geheim gehalten, eben aus dem Grund, dass es äußerst schwer ist, mit irgendwelchen Beschreibungen Hatha Yoga zu üben, vor allem die fortgeschrittenen Formen von Hatha Yoga, mit denen man die Kundalini erwecken will und sein Bewusstsein erweitern will. Und die einfachen Formen von Hatha Yoga wurden es nicht für Wert gefunden, in Bücher reinzuschreiben, das lernt man eh von seinem Lehrer. Und das hatte – so sagte es mindestens der Swami Vishnu  – viele Jahrtausende so zur Grunderziehung eines Kindes gehört, das brauchte man nicht noch besonders in Schriften reinschreiben.

– Fortsetzung folgt –

Unbearbeitete Niederschrift eines  Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz.  nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:

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