„Was ist Segen? Was ist Gnade?“

swami s4Was ist Segen? Was ist Gnade?“

Eigentlich ist Segen und Gnade etwas, ein Wort dafür, was nicht in Worte fassbar ist. Deshalb fällt es schwer, darüber zu sprechen. Wenn wir es genau logisch erklären könnten, dann wäre es nicht mehr Segen und wäre es auch keine Gnade. Aber wir können sagen, jetzt erst mal, Segen ist nochmal leichter als Gnade. Segen, man kann auch selbst seinen Segen geben, jeder Mensch kann seinen Segen geben. Das heißt, er gibt die Zustimmung und schickt Energie hinein und Herzenskraft und Liebe. Beispielsweise in früheren Zeiten, wenn ein Kind oder Jugendlicher oder ein junger Erwachsener das Haus verlassen hat, haben die Eltern ihren Segen gegeben. Und das war dann auch psychologisch wichtig. Sie haben nicht gegen den Willen der Eltern das Haus verlassen, sondern das war dann tatsächlich so, dass Vater und Mutter, mindestens in manchen Gegenden in Deutschland war das so, die haben dann die Hand auf den Kopf gehalten als Segensgeste. „Mit unserem Segen verlässt du das Haus. Wir lassen dich los und unser Segen ist mit dir.“ Das war dann für den, der geht, etwas Wichtiges, er hatte den Segen. Wenn man nicht den Segen hatte, war es etwas Schlimmes, gegen den Segen. Und dann des Weiteren natürlich auch, dabei wird auch Energie übertragen. Das ist nicht etwas Psychologisches, sondern es ist Energie und es ist Gedankenkraft, die dabei übertragen wird. In diesem Sinne kann jeder Mensch anderen seinen Segen geben. Oder z.B. wenn jemand bei uns in der Ashramgemeinschaft Mitarbeiter wird, da gibt es auch so ein kleines Mitarbeiter-Einweihungsritual, was durchaus auch Ähnlichkeiten hat mit dem, was man in einer Mantraweihe macht, mit der Reinigung und den Aschen und dem Auftragen der drei heiligen Pulver, Anrufung des Segens der Meister. Das sind immer Teile praktisch aller Einweihungen unserer Tradition. Das ist aber ein bisschen kürzer, es ist nicht die lange Meditation wie bei der Mantraweihe. Und danach verneigt sich der Betreffende, der neu in die Ashramgemeinschaft aufgenommen wird, vor dem Altar und damit vor Gott und den Meistern. Und zum Schluss schaut er jedem kurz in die Augen und dann bekommt er den Segen von allen Anwesenden, im Sinne von, jeder wünscht ihm etwas Gutes, jeder sagt: „Ja, ich heiße dich willkommen.“ In diesem Sinne ist es durchaus gut, Menschen, die einem nahestehen, durchaus auch zu sagen: „Du hast meinen Segen.“ Das ist Menschen wichtig, selbst Menschen, die gar nicht wissen, was das überhaupt ist. Wir können sagen: „Meinen Segen hast du.“ Und wenn ihr Kinder habt, dann sagt das auch mal euren Kindern. „Für das, was du vorhast, meinen Segen hast du.“ Und man sagt gerne, wenn das nicht da ist, dann ist irgendwo eine Ordnung in der Familie gebrochen. Mindestens Hellinger geht da sehr viel davon aus, dass viele Probleme dadurch entstehen. Es muss nicht alles stimmen, was er sagt.

 

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 64. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Meditation ist die wichtigste spirituelle Praxis

sukadev,,,,,Die Mantra-Weihe ist ein besonders wichtiges Ritual, weil die Meditation ist eigentlich die wichtigste spirituelle Praxis und das Mantra ist in unserer Tradition die verbreitetste Weise, zu meditieren. Es gibt auch andere, die anders meditieren, aber die Mehrheit wird als langfristige Haupttechnik die Mantrameditation wählen und da ist auch eine besondere Segensenergie dahinter und diese Meditation wird einfach tiefer, wenn man eine Einweihung dort bekommt. Deshalb, wir werden die Selbstverwirklichung letztlich in der Meditation erfahren und eine große Hilfe ist eben, dabei eine Meditationstechnik zu wählen, die besonders stark ist und dabei jedes Mal, wenn man meditiert, ist man dabei auch mit dieser Einweihungsenergie dabei. Und man kann, wenn man eingeweiht ist, diese Meditation dann auch besonders gut verbinden mit der Vorstellung, mit Gott oder mit den Meistern verbunden zu sein. Deshalb, Swami Vishnu hat sogar gesagt, von allen vier Einweihungen, die in unserer Tradition wichtig sind, ist die Mantra-Weihe die allerwichtigste, sogar wichtiger als Brahmacharya- oder Sannyas-Weihe, es ist einfach die wichtigste überhaupt. Jeden Tag hat sie eine Wichtigkeit. Jedes Mal, wenn wir ein Mantra wiederholen, jede Mantrawiederholung wird etwas effektiver, wenn wir eine Einweihung haben, noch effektiver, wenn wir uns dessen bewusst sind und uns bewusst verbinden.

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Spirituelle Namengebung

1avsDann gibt es die Namens-Weihe und in der Namens-Weihe wird nochmal die Verbindung zu den Meistern hergestellt und über den spirituellen Namen ist dort auch so etwas wie eine geistige Neugeburt, im Sinne, man kann leichter sich so von den alten Verhaftungen etwas mehr lösen und kann das neue Ideal, das ja ins Leben getreten ist, bevor man eine Manta-Weihe bekommt, dass dieses nochmal stärker wird. Dann gibt es noch Brahmacharya-Weihe. Das heißt, jemand, der für eine gewisse Zeit lang enthaltsam leben will und Schüler eines Meisters und einer Meistertradition konkret sein will, verpflichtet sich für eine gewisse Zeit, ich sage gerne, für mindestens drei Jahre, diese Gelübde so zu halten, sexuell enthaltsam zu leben, im Ashram zu leben und sich besonders auf den Meister einzustimmen. Das ist also dann eine Einweihung für diese konkrete Form der spirituellen Praxis. Und danach kann man sich entscheiden, entweder weiter Brahmachari zu sein oder wieder ein anderes Leben zu führen mit Partnerschaft oder wie auch immer man es führen will. Oder wenn man das dann weitere drei Jahre gemacht hat, kann man dann die Sannyasa-Diksha bekommen und das ist die Einweihung zum Swami. Und ein Swami ist dann Mönch oder Nonne, der das Gelübde ablegt für Enthaltsamkeit und letztlich Loslösen von allen Identifikationen und Loslösen von individueller Familie. Hier bei Yoga Vidya haben wir momentan zwei Brahmacharis und eine Swamini, die große Mehrheit geht den anderen Weg, aber natürlich, sehr viele nehmen Manta-Weihe und Namens-Weihe.

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Spirituelle Entwicklung, Teil 10: Weihe und Segen

1azSpirituelle Entwicklung, Teil 10: Weihe und Segen

Ich habe zwei Fragen bekommen. Die Frage ist: „Was ist Segen und was ist Weihe?“

Ich gehe mal auf die zweite Frage ein: „Was ist Weihe, Einweihung?“ Das ist natürlich in jedem spirituellen System etwas anderes. Jetzt in unserem System, Yoga Vidya in der Sivananda Tradition, der Ausdruck „Weihe“ auf Sanskrit heißt „Diksha“ und Diksha, Weihe oder Einweihung heißt dann, dass ein Kanal geöffnet wird, so dass Segen fließen kann. Jetzt wäre die Frage: „Was ist Segen?“ Segen, man kann sagen, ist Energie, ist Licht, ist Führung usw. Man kann sagen, Gott ist zum einen das ganze Universum, Gott ist die Intelligenz hinter dem ganzen Universum, Gott ist Brahman. Wir können aber auch sagen, Gott ist die schöpferische Kraft hinter allen. Und Gott ist auch die Kraft hinter den großen Meistern. Und wenn wir eine Einweihung machen, dann wird die Kraft der Meister angerufen und die Kraft Gottes und diese Kraft soll dann in den Schüler hineingehen, um dem Schüler zu helfen, spirituell sich zu entwickeln. In unserer Tradition gibt es insbesondere die Mantra-Diksha, dann die Nama-Diksha, die Namensgebung, dann noch die Brahmacharya-Diksha, dann gibt es noch die Sannyasa-Diksha. Im weiteren Sinn sind auch, man kann sagen, gibt es eine Art Segen für Kinder, es gibt eine Art spirituelle Hochzeit, und genauso gibt es auch einen Segen für Sterbende. Auch das, könnte man sagen, sind Lebensweihen. Aber jetzt zunächst mal, die wichtigsten sind die ersten beiden, Mantra-Einweihung. In der Mantra-Einweihung wird ein Kanal geöffnet, ein Kanal, sowohl zu den Tiefen des Selbst, wie auch ein Kanal zu Gott, wie auch ein Kanal zu den Meistern, und so, dass der Zugang anschließend leichter geht. Und die Shakti des Mantras, die Kraft des Mantras, wird erweckt und stärker spürbar. Und auch so ein bisschen von dem so genannten Kilaka, den inneren Unreinheiten, werden dabei weggenommen, dadurch, dass der Einweihende sich zum Instrument macht, dass  dann eine Reinigungsschwingung kommen kann. Und so kann die Mantra-Meditation tiefer werden. Das sind Mantra-Weihen.

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Einpünktige Konzentration

1a.....Einpünktige Konzentration wäre, ihr hört einen Vogel und ihr spürt nur den Vogel. Eine ausgedehnte Konzentration wäre, ihr geht spazieren, ihr hört den Vogel, ihr hört parallel vielleicht irgendwelche Autos, die fahren, ihr hört das Rauschen der Bäume, aber es scheint heute relativ windstill zu sein, ihr riecht etwas, ihr seht etwas, ihr spürt die Erde, und alles gleichzeitig. Also, zur Erweiterung des Bewusstseins und Reduzierung der Vrittis gibt es tatsächlich die beiden Sachen, einpünktig auf eine Sache oder mehreres gleichzeitig. Und ihr könnt auch selbst überlegen: „Was habe ich in meinem Leben schon für Techniken erfahren, die mir geholfen haben, ganz im Hier und Jetzt zu sein und dabei einen erweiterten Bewusstseinszustand zu haben, und wie könnte ich das vielleicht heute machen?“ Also, nehmt den heutigen Tag eben als besonders Raja Yoga mäßig, konzentriert im Hier und Jetzt. Ab und zu mal, das Yoga Sutra hat nicht nur diese Techniken, ab und zu mal wird euer Geist plötzlich reflektieren wollen. Dann gebt dem auch ein bisschen Zeit und sagt: „Ok, jetzt willst du nachdenken. Aber in einer Viertelstunde bin ich mal wieder konzentriert im Hier und Jetzt.“ Und dann sagt wieder: „Und jetzt wieder konzentriert im Hier und Jetzt.“ Dann probiert das ein paar Mal und dann kann es sein, dass euer Geist wieder sagt: „Jetzt muss ich wieder mich über irgendwas innerlich beschweren. Irgendwo will ich mich jetzt über was aufregen und Alternativen aufzeigen, was besser noch sein könnte.“ Ok, dann seid mitfühlend mit euch selbst und lasst eurem Geist dort verschiedene Ideen dort spinnen und sich aufregen. Und danach geht wieder ins Hier und Jetzt. Also, Raja Yoga, bewusst Konzentration des Geistes. Und man kann auch sich bewusst vornehmen: „Ich will jetzt wacher noch sein.“ Und notfalls muss man halt ein Mittagsschläfchen halten, wenn der Geist ansonsten zu dösig ist. Dann soll er halt erst mal ein paar Minuten Mittagsschläfchen halten und danach ist man wieder wach. Oder notfalls Pranayama, um klarer zu denken. Und dann im Hier und Jetzt.

Hari Om Tat Sat

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Leben aus dem Göttlichen

swami s33Letztlich, Brahman ist Satyam, Shivam, Sundaram. Er ist Wahrheit und wenn Brahman Wahrheit ist, wenn wir dann lügen, wie können wir zu dieser höchsten Wahrheit kommen? Und letztlich, die Wahrheit kommt aus Leben aus Brahman heraus. Gut, jetzt noch ein paar Tipps für den Tag. Wir wollen ja alles, was wir machen, dann eben auch als Tipp für den Tag und ihr habt ja auch bei diesem spirituellen Retreat immer viel Zeit, das umzusetzen, längere Mittagspause als bei Intensivseminaren oder Aus- und Weiterbildungen. Und dort ist ein Konzept eben, über Konzentration zu Bewusstseinserweiterung zu kommen. Und dort wäre jetzt für heute die besondere Anregung, seid so viel wie möglich im Hier und Jetzt, ohne nachzudenken. Was also heißt, wenn ihr gleich die Yogastunde mitmacht, dann versucht, immer konzentriert zu sein, bei dem Atmen, bei der Empfindung der Dehnung, bei den Chakras, bei dem, was ihr macht. Wenn ihr esst, dann esst bewusst, spürt das Essen. Wenn ihr euch beim Essen unterhaltet – dann habt ihr zwar schon mehr als eine Sache – aber dann versucht, nicht gleichzeitig noch zusätzlich nachzudenken, sondern am besten, wenn ihr euch mit jemanden unterhaltet, versucht, ihn zu spüren, von eurem Herzen den anderen zu spüren. Das ist ja gerade ein großer Teil des Yoga Sutra, das ganze dritte Kapitel gibt Tipps, wie wir uns mehr konzentrieren können. Also, wir können, wenn wir mit einem Menschen zusammen sind, mit unserem Herzen sein Herz spüren. Wir können versuchen, seine Gedanken zu erfassen. Das muss nicht einfach nur Telepathie sein, sondern wenn ein Mensch spricht, wir können versuchen, ihn über die Sprache zu verstehen. Wenn ihr vielleicht dann zwischendurch spazieren geht, wenn ihr etwas seht, seht es bewusst, wenn ihr Vögel hört, versucht, sie mal bewusst zu hören. Wenn ihr geht, man kann dabei entweder eine einpünktige Konzentration oder eine ausgeweitete Konzentration üben.

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Dies ist die 60. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Einfühlungsvermögen

ammaGut, wie ist man jetzt Satya und Ahimsa gleichzeitig? Es ist schwierig, man kommt in einen Konflikt hinein. Wie kann man den lösen? Mit Maitri Bhava, mit Mitgefühl letztlich. Wir spüren, warum der oder die andere das macht, wir spüren uns selbst, wir spüren die Liebe, und dann wird einem eine interessante Antwort einfallen. Man kann sagen, „interessant“ oder „gewöhnungsbedürftig“, man hat wenigstens nicht gelogen, man hat aber auch nichts Verletzendes gesagt. Die erste Reaktion ist oft dann, „grässlich“, man hat aber Mitgefühl, und dann, indem man all das erkennt, warum macht die andere Person das, wo man sie doch vorher so gemocht hat, wie sie war. Und über dieses Mitgefühl ist wieder Bewusstseinserweiterung da. Ähnlich können wir auch wieder in Saucha, Reinheit, oder Santosha, Tapas usw.

Ich weiß jetzt nicht, in welche Gottesdienste du gegangen bist und welche christliche Literatur du gelesen hast. Es gibt schon sehr erhebende Interpretationen von diesen Versen. Man findet in der christlichen Literatur schon sehr viel mehr als jetzt einfach nur dieses Wörtliche. Alles bedarf natürlich der Interpretation, es bedarf des Lebens und am besten würde man, wenn man als spiritueller Mensch interessiert ist, spirituell zu wachsen, dann Interpretationen nehmen von Menschen, die es erfahren haben. Also, wenn man Bücher nimmt, würde man dann z.B. die Predigt von Meister Eckhart nehmen oder „Gespräche mit Gott“ oder die ganzen Johannes vom Kreuz, Theresa von Avila, „Die Nachfolge Christi“ von Thomas von Kempen, Thomas a Kempis, also, dort findet man die wichtigen Sachen. Die findest du jetzt nicht dort, wo Menschen religiös, aber nicht wirklich spirituell sind. Erinnert euch, am Anfang habe ich gesagt, es gibt religiöse Menschen, die sind spirituell, es gibt religiöse Menschen, die sind nicht spirituell, und es gibt spirituelle Menschen, die sind nicht religiös. Und wenn wir jetzt spirituell sind, das verbinden wollen mit einer Religion, dann gilt es, aus der Religion eben das zu nehmen, was von spirituellen Menschen stammt, die gesagt haben: „Ich habe Gott tatsächlich erfahren.“ Nicht von Menschen, die eben sagen: „Ja, glaube nur das Richtige und dann wirst du nach dem Tod schon in den Himmel kommen. Aber in diesem Leben, ich habe Gott nicht wirklich erfahren, aber Gott hat Gebote gegeben, halte die, dann wirst du die Verwirklichung erreichen.“ Also, hier müssen wir schauen, wenn wir spirituelle Tiefe erfahren wollen, dann gilt es, sich an die Menschen zu richten oder von den Menschen zu lernen, die diese spirituelle Tiefe erreicht haben. Und die gibt es wieder in allen Religionen. Aber es gibt Anhänger von Religionen, die verrückte Geschichten sagen. Und es gibt Anhänger von Religionen, die Sachen sagen, die eben nicht zur spirituellen Erfahrung führen. Also hier, die Yamas und die Niyamas sind zu verstehen als Praktiken, um dem Geist wacher zu machen, konzentrierter zu machen und zur Bewusstseinserweiterung zu führen. Und das ist immer das, womit wir dann auch umgehen. Wenn wir sagen, „ich will Ahimsa verwirklichen“, ist es nicht, „du sollst Ahimsa üben“, sondern im Sinne von: „Übe Ahimsa, Konzentriertheit, erweiterte Bewusstheit und Einheitserfahrung.“ „Du sollst nicht lügen“ oder „du sollst wahrhaftig sein, Satya“, nicht als ein Gebot, „ansonsten kommst du in die Hölle“, sondern als eine Hilfe, wie wir zur Bewusstseinserweiterung kommen können.

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Gedanken zur Ruhe bringen

om2Unser jetziges Bewusstsein kann etwas wacher sein, manche sind jetzt vielleicht gerade sehr wach, manche so halb am Dösen, manche dreiviertel. Und paradoxerweise, wenn wir so die Wachheit nehmen, und hier ist die Anzahl von anderen Vrittis. Angenommen, wir sind wenig wach. Wie viele andere Vrittis, Gedanken, haben wir, außer dem Nidra, der Schläfrigkeit, an sich? Wenig. Angenommen, wir werden jetzt etwas wacher. Wie viele Vrittis haben wir dann? Mehr. Angenommen, wir sind noch wacher? Noch mehr. Angenommen, wir sind noch wacher? Langsam wird es nicht mehr. Und dann sind wir wirklich ganz aufmerksam. Wie viele Vrittis haben wir dann? Weniger, eine irgendwann, und irgendwann keine. Und hier ist Kaivalya. Große Wachheit, kein Gedanke, noch nicht mal Nidra. Es gilt also, den Gedanken von Nidra zu überwinden. Und den Nidra-Gedanken überwinden wir zum einen auch, indem wir die anderen Vrittis zur Ruhe bringen, aber dabei die Wachheit des Geistes auch fördern. Das ist ja die große Schwierigkeit in der Meditation, wenn man jetzt nur die Anzahl der anderen Vrittis reduziert, dann kann das in zwei Richtungen gehen. Nämlich in die Schläfrigkeit oder in die Wachheit. Preisfrage, was passiert häufiger? Das Schöne ist allerdings auch, es kann dann auch sich von hier plötzlich hierher katapultieren. Das habt ihr vielleicht auch schon mal bemerkt. Irgendwo, ihr bemüht euch um Konzentration. Nach einer Weile merkt ihr, ihr kommt in so eine Art Döszustand, Halbbewusstheit, irgendwo so ein paar Tagträume parallel, es ist irgendwo angenehm wohlig, ihr wisst, es ist nicht wirklich Meditation, aber ihr kriegt auch den Geist nicht unter Kontrolle, ihr überlegt, „muss ich jetzt aufhören, die Augen öffnen“, ihr kriegt es noch ein paar Mal hin, den Geist ein bisschen konzentrierter und wacher zu halten, dann irgendwann gebt ihr es auf. Und dann wiederholt ihr noch so im Halbbewusstheitszustand das Mantra, wenigstens noch beim Ein- und bei Ausatmen, während zwischendurch so dieses angenehm wohlige Dösgefühl, vielleicht mit ein paar Bildern parallel, dabei ist. Und dann plötzlich ist man wach. Und plötzlich erfährt man erweiterten Bewusstseinszustand. Oder Knie tun weh oder man hat plötzlich das „Om“ von weit weg gehört. Was auch immer. Also, Konzept des Raja Yoga ist, wir wollen wach werden. Und um dorthin zu kommen, ist, gleichzeitig Gedanken reduzieren, gleichzeitig bewusster dort werden. Und Patanjali sagt, wenn wir diese Yamas und die Niyamas üben, das hilft uns, unseren Geist konzentrierter zu halten. Und das hilft uns auch, andere Bewusstseinszustände hervorzurufen. Und umgekehrt, wenn wir dann in höheren Bewusstseinszuständen sind, dann fällt auch all das leichter. Es ist also so eine Art Engelskreislauf. Wir bemühen uns, unseren Geist mehr in Ahimsa zu bringen, und das beinhaltet einiges an Kontrolle, Mitgefühl zu entwickeln, andere zu verstehen, auch uns selbst zu verstehen. Ahimsa heißt ja nicht nur Mitgefühl mit anderen, sondern auch Mitgefühl mit uns selbst. Das beinhaltet eine große Bewusstheit auch, denn das Normale wäre, irgendwas ärgert einen, also, erstens, es ärgert einen, zweitens schaut man, man kann sagen, die einfache Weise wäre dann loszuschreien oder loszuschlagen oder loszuknurren, was Hunde und Katzen machen. Eine fiese Methode wäre, das machen dann hauptsächlich Menschen, „wie kann man den anderen vernichten“, so hintenherum. Ahimsa hieße, zu schauen, den Menschen zu verstehen und dann geschickt damit umzugehen. Das bedarf viel Achtsamkeit.

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Das zur Ruhe bringen unseres Geistes

swami sivananda66Wobei Zur-Ruhe-Bringen etwas anderes ist als Schläfrigkeit. Wir können auch sagen, jede Nacht bringen wir unseren Geist zur Ruhe, übermäßig befreit kommen wir dort nicht raus. Wenn wir Glück haben, sind wir morgens ein bisschen erholt, wenn wir Pech haben, haben wir danach nochmal schlecht geträumt und dann ist man eher trotz Schlaf nicht erholt. Gut, die Jnana Yogis würden das auch interpretieren, der Grund, weshalb wir nach dem Schlafen doch mehrheitlich erholt sind, ist deshalb, weil wir doch unbewusst im Tiefschlaf Kontakt hatten mit unserer wahren Natur und in unserer wahren Natur ruhen. Und auch ein guter Grund, weshalb wir Träume träumen, ist vom Jnana Yoga her, einfach damit wir jede Nacht daran erinnert werden, die Welt, in der wir uns am Tag befinden, ist nicht so wirklich, wie das so scheint. Jede Nacht gehen wir ein paar Mal in Traumwelten hinein. Das erinnert uns jeden Tag daran, die Tagwelt ist auch nichts anderes als eine Art von Traumwelt. Jede Nacht werden wir daran erinnert. Regenerierend ist der Tiefschlaf, wenn Atman in Brahman ruht, allerdings im unbewussten Zustand. Aber das erinnert uns daran, so finden wir zu einem gewissen Frieden, indem Atman weiß, „ich bin mit Brahman“ und nicht durch alle möglichen äußeren Aktivitäten. Und jede Nacht werden wir daran erinnert, es gibt andere Welten als die Welt, in der wir uns jetzt befinden. Deshalb, vom Karma Yoga aus, es gilt zwar, diese Welt ernst zu nehmen, vom Jnana Yoga aus aber nicht zu ernst. Raja Yoga, nach dem Vers, „Yogas Chitta Vritti Nirodhah“ und dann, „Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen“, ein paar Verse weiter spricht er über die fünf Haupt-Vrittis, die fünf Haupt-Gedanken und dazu gehört auch Nidra und Nidra heißt Schlaf. Und das heißt, unseren Geist zur Ruhe zu bringen, heißt auch, die Schlaf-Vritti zur Ruhe zu bringen. Das heißt, Schläfrigkeit an sich ist auch eine Vritti, es ist nicht unsere wahre Natur. Unsere wahre Natur ist reines, unendliches, ewiges Bewusstsein. Wir müssen sogar die Schlaf-Vritti zur Ruhe bringen. Und die Schlaf-Vritti zur Ruhe bringen heißt, unser Bewusstsein ist unendlich wach.

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Der Königsweg

1ayqSpirituelle Entwicklung, Teil 9

Raja Yoga. Das Konzept des Raja Yoga ist ein Vielfaches. Aber wenn es jetzt darum geht, wie kommen wir zur Erfahrung von Brahman, dort beschreibt Patanjali so den Weg: „Yogas Chitta Vritti Nirodhah. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Vrittis, Nirodhah, zur Ruhe bringen, der Vrittis, der Gedanken im Chitta, im Geist.“ Und dann folgt der dritte Vers: „Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur.“ Und die wahre Natur, wisst ihr, was ist die wahre Natur? Bewusstsein, Satchidananda, Brahman, wie auch immer wir es ausdrücken wollen. Also, wenn wir Kaivalya, Befreiung, erfahren wollen, brauchen wir bloß die Gedanken im Geist zur Ruhe zu bringen. Sind die Gedanken im Geist zur Ruhe gebracht, dann ruhen wir in unserem wahren Wesen. Das ist das Hauptkonzept im Yoga Sutra. Es gibt noch viele andere, und das Yoga Sutra ist ja zweihundertsechs Verse lang und da steckt vieles drin, unter anderem die ganzen Yamas und Niyamas, aber alles andere sind so Techniken, die uns helfen können, unseren Geist mehr zur Ruhe zu bringen. Ich will da gleich etwas mehr noch darauf eingehen. Aber jetzt vorher war dann die Frage, Yamas und Niyamas. Ich will sie kurz aufschreiben. Yamas: Ahimsa – Nicht-Verletzen, Satya – Wahrhaftigkeit, Asteya – Nicht-Stehlen, Brahmacharya – Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten, Aparigraha – Unbestechlichkeit. Dann gibt es die Niyamas: Saucha – Reinheit, Santosha – Zufriedenheit, Tapas – Disziplin, Swadhyaya – Selbststudium, Ishvarapranidhana – Hingabe an Gott. Das zu praktizieren, hält uns schon ein ganzes Leben lang beschäftigt. Und vermutlich nicht nur ein Leben, sondern viele, viele Leben. Ahimsa – Nicht-Verletzen. Positiv ausgedrückt, Maitri Bhavana, Mitgefühl zu allen Wesen. Eigentlich hat Patanjali in sehr viel mehr den Ausdruck „Maitri Bhavana“ als „Ahimsa“. Ahimsa ist also Nicht-Verletzen. Himsa – Verletzen, Ah – nicht. Maitri Bhavana heißt, Liebe zu kultivieren zu allen. Bhavana – das Gefühl, von Maitri – Freundlichkeit, Liebe, Mitgefühl. Damit sind wir allein schon beschäftigt und das ist so ein bisschen vielleicht morgen mehr ein Thema, wenn wir über Karma Yoga dann sprechen. Aber grundsätzlich im Raja Yoga geht es darum, Bewusstseinsveränderungen einzuleiten. Also, Raja Yoga ist im Grunde genommen, wir wollen ein erweitertes Bewusstsein erreichen. Und über die Erweiterung des Bewusstseins, aus dem normalen Denkmodell hinauskommend, dort erfahren wir, wer wir wirklich sind. Das ist so das Grundkonzept im Raja Yoga. Erweiterung des Bewusstseins. Und wie geht das grundsätzlich? Irgendwie müssen wir unseren Geist zur Ruhe bringen.

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Nicht-Verletzen und Mitgefühl

16nUnd dann anschließend aus Ahimsa kommt dann heraus nicht nur Nicht-Verletzen, sondern eben Maitri Bhavana, Mitgefühl. Und in dem Moment, wo wir Mitgefühl haben, in dem Moment haben wir Bewusstseinserweiterung. Wir spüren den Schmerz des anderen. Wir spüren seine Verletztheit. Das ist erst mal nicht schön. Dann gehen wir aber noch tiefer. Und was ist hinter dem Schmerz und der Verletztheit des anderen, was ihn dazu gebracht hat, das Komische zu tun, was er jetzt gerade gemacht hat? Dort hinter ist das Bedürfnis nach Liebe. Und dahinter ist letztlich die reine Seele. Und so kommen wir über Ahimsa dazu, den Menschen zu spüren und dann sind wir in Chitta Vritti Nirodhah, wir sind in der Liebe und dann sind wir in der Einheit. Und aus der Einheit kommt wieder Liebe. Wenn wir jetzt nur Ahimsa oberflächlich nehmen würden, Nicht-Verletzen, und jetzt nicht das Ganze auf eine Bewusstseinserweiterungsebene bringen, dann ist das eine Sisyphusarbeit. „Du sollst nicht töten.“ Wird schwierig. Dann fühlen wir uns verletzt – und es heißt noch dazu, „in Gedanken, Worten und Tat“. Wir fühlen uns verletzt und dann ärgern wir uns über den anderen. Und dann ärgern wir uns über unseren Ärger. Dann ärgern wir uns darüber, dass wir uns über uns selbst ärgern, denn, „du sollst…“ Und dieses Über-Ich-Gewissen, „du sollst…“, schafft dann alle möglichen Probleme letztlich. Sondern diese Konzepte von Ahimsa müssen verbunden werden mit Chitta Vritti Nirodhah, und damit, es geht um Bewusstseinserweiterung. Und da ist Ahimsa, was eigentlich ergänzt werden muss durch Maitri Bhavana, eine Weise, wir merken erst mal, wenn wir aus Reflex als Reaktion Himsa haben, wenn wir das umwandeln in Maitri Bhavana, in Mitgefühl. Maitri Bhavana heißt erst mal Mitleid und dann leiden wir auch mit dem anderen, es geht weiter in Mitgefühl, wir fühlen den anderen, es geht weiter mit Einheitserfahrung und dann strahlt Brahman, Purusha durch. Ähnlich natürlich auch mit Satya: „Du sollst nicht lügen.“ Und spätestens dann kommen wir in alle möglichen Konflikte. Es gibt diesen banalen Ausdruck, Partner war beim Friseur und fragt: „Wie gefalle ich dir?“ Das ist immer ein Problem für fast jeden Mann. Der Mann mag meistens seine Frau wie sie ist und wenn sie jetzt ihr Aussehen ändert, in neunzig Prozent der Fälle gefällt das dem Mann weniger. Aber er will halt nicht verletzen. Was macht man jetzt? Nach einer Weile gewöhnt man sich daran, dann mag man auch das wieder, denn die Frisur ist eigentlich nicht so erheblich. Aber auch hier landet man irgendwo, Mitgefühl, im Sinne von, Frau ändert ihr Aussehen vielleicht, weil sie ihre Stimmung ändern will. Irgendwann habe ich mal gelesen, Menschen, die ihre Frisur ändern, wollen nicht ihre Frisur ändern, sie wollen ihre Stimmung ändern. Und dann ist das Ändern der Frisur oder das Alte abschneiden und irgendwo was Neues beginnen, und das wird zum Ausdruck gebracht über Frisuränderung. Manchmal, hier im Ashram, machen das Menschen, indem sie sich eine Glatze dann schneiden. Was ich dann nicht immer sehr angemessen finde, aber Menschen hilft das manchmal, was loszulassen.

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Das was uns anspricht

1aqxEs gibt so ein paar Stellen, aber neunzig Prozent, können wir einfach sagen, ist das, was uns tief anspricht. Und das andere ist das, was uns irgendwo stört. Und es ist auch gut, wenn es uns irgendwo stört. Auch in den buddhistischen Schriften gibt es ein paar Sachen, die einen stören. Man kann auch sagen, die großen Heiligen wollten uns irgendwie davon abhalten, zu wörtlich alles zu nehmen, sondern sie haben ein paar Sachen reingeschmuggelt, die uns hoffentlich irgendwie abstoßen, so dass wir wissen, wir brauchen zum einen eine große Hingabe letztlich zur heiligen Schrift, aber wir sollten trotzdem selbst denken. Vielleicht eine Schrift, wo ich jetzt eigentlich keinen Vers finde, den ich irgendwo ablehnen würde, ist Yoga Sutra. Das ist kurz und prägnant, da würde ich keinen Vers finden, wo ich sagen würde, da ist irgendetwas, wo man von heutiger Ethik aus etwas ablehnen müsste. Was interessant ist. Also, in diesem Sinne können wir einiges dort sehen und vieles müssen wir im übertragenen Sinne nehmen. Manches können wir auch sagen, ist in einer Art Geheimsprache geschrieben, das heißt so, dass man einen Schlüssel kennen muss, um es zu verstehen. Und oft, was wörtlich steht, ist dort etwas eigenartig. In der Hatha Yoga Pradipika ist auch manches sehr eigenartig geschrieben. Eben gerade in der Hatha Yoga Pradipika ist da mehr so eine sehr sexuell anzügliche Sprache an einigen Stellen dort geschrieben und da muss man auch sehen, was ist damit eigentlich gemeint. Jetzt seid ihr auch wieder interessiert, was das sein soll. Müsst ihr sie durchlesen. Aber ihr seht, wie das wirkt, plötzlich habt ihr die Faszination vom Yoga Sutra verloren, jetzt wollt ihr alle die Bhagavad Gita durchlesen und die Hatha Yoga Pradipika daraufhin auch. Eine große spirituelle Reife heißt, große Ehrerbietung zu haben. Patanjali sagt ja im Yoga Sutra: „Studium der Schriften führt zur Verbindung mit Gott.“ Also, große Ehrerbietung ist dort… Es reicht nicht aus, es nur historisch-kritisch zu sehen, sondern Ehrerbietung, aber Bhakti heißt auch, eine gewisse Reife und das heißt auch, dass man feststellen muss, bestimmte Dinge, die dort wörtlich stehen, sind ethisch verwerflich und sollte man so nicht machen, was könnte dort die übertragene Bedeutung sein?

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Freisein von Interpretation

swami sivananda53Was der Abraham gemacht hat auf seinen Reisen und auf seinen Kriegszügen, die dazwischen waren. Oder der Jakob hat ja den Esau um sein Erbe betrogen, er gilt als einer der großen Patriarchen. Vom Isaak weiß ich jetzt nicht, was er gemacht hat. Aber auch was die Pandavas dort hatten für Frauengeschichten und wie dort der große Lehrer Drona mit einem Schüler von ihm umgegangen ist, weil er ihm nicht gepasst hat. Haarsträubendste Geschichten. Aber wir müssen damit nicht einverstanden sein, wir können die Sachen als haarsträubend bezeichnen. Es ist eigentlich nur mit einer Lupe vergrößert, menschliche Situationen, menschliche Dramen, ethische Konflikte, und wir können letztlich sehen, auch große Menschen können viele Fehler machen. Und auch daran können wir lernen. Und in diesem Sinne können wir vieles dort interpretieren. Wir finden das an einigen Stellen. Wir können sagen, die moderneren heiligen Schriften, die hatten schon diese Ebene für Erzähler, dass das etwas ist, was Menschen anspricht, dass es interessant ist auch für Menschen, die nicht tief spirituell sind. Das ist die Mehrheit. Die erzählen diese Geschichten, die werden davon aufgewühlt und irgendwo ist das dann auch faszinierend. Aber danach konnte dann die nächste Generation von heiligen Schriften kommen, die dann – wo wir sagen können, da könnte man fast jede Zeile irgendwie gutheißen. Ich sage, fast. Auch im Neuen Testament gibt es einige Sachen, die dort haarsträubend sind, aber es sind weniger. Man könnte wahrscheinlich sagen, neunzig Prozent des Neuen Testamentes, so wie es steht, können wir sagen, entspricht höchster spiritueller Weisheit. Ebenso neunzig Prozent von der Bhagavad Gita, können wir sagen, entspricht höchster Weisheit. Es gibt so ein paar Verse, die wir aus gutem Grund in der Yogalehrerausbildung überlesen und wo wir dann probieren, in der neuntägigen Weiterbildung der Bhagavad Gita, sie irgendwo klug zu interpretieren. Jetzt seid ihr alle neugierig, welche das sind. Dann müsst ihr sie durchlesen.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 52. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Weisheit der alten Schriften

1aqrWenn ihr die Mahabharata im Original lest, manchmal haarsträubendste Sachen, weshalb es klugerweise die Mahabharata hauptsächlich in Zusammenfassungen gibt, wo dann die Meister klug genug sind, die Dinge zu nehmen, die für uns heute interessant sind. Was wir vielleicht auch noch dort einfach sehen müssen, die alten Schriften sind eben auch so geschrieben worden, nicht nur, dass da große Spiritualität drin ist, sondern das ist so, in Indien haben wir ja die Vedas, wir haben die Puranas, die Ithihasas. Und gerade was Ithihasas betrifft, das sind also die Epen, die die menschlichen Geschichten sind, das ist eine Mischung aus Epos als menschliches Drama und spiritueller Schrift. Und die waren halt so geschrieben, dass sie für das normale Volk interessant und faszinierend sind, letztlich auch aufwühlend sind. Wie vielen „normalen“ Menschen könnte man die Bhagavad Gita als Ganzes einfach so wiederholen? Man könnte mal probieren, einen Kinofilm aus der Bhagavad Gita zu machen. Aber Mahabharata, da ist Drama drin. Es gibt ja verschiedene Versionen der Mahabharata. Irgendwann war das sogar eines der großen Events in Europa, die Mahabharata aufgeführt in neun Stunden, die ganze Nacht durch. An vielen Orten und die Intelligenzia hat gesagt, da muss man hin. Also, gerade in dem Aufwühlenden, dort ist etwas, wo Menschen hingehen. Titanic schauen sich die Menschen an, nicht das, wo alles schön ist. Also, menschliches Drama dabei. Und in diesem Sinne z.B., ich kenne mich jetzt mit der Mahabharata besser aus als mit dem Alten Testament. Ich habe zwar das Alte Testament auch zweimal durchgelesen. Die Bibel, erstmals habe ich sie durchgelesen… Ich bin immer schon ein Mensch gewesen, der gerne gelesen hat, und zweitens einer, der sehr früh aufgestanden ist. Und irgendwann mal war ich im Skiurlaub mit meinen Eltern und ich hatte kein Buch mit. Grässlich. Ich bin um 05:00 Uhr morgens aufgestanden, der Rest der Familie steht erst um 08:00 Uhr auf, was macht man jetzt in der Zeit? Und da gab es halt in dem Hotel, wie in vielen Hotels, gab es nur ein Buch, nämlich die Bibel. Aus lauter Verzweiflung habe ich dann halt die Bibel von vorne bis hinten durchgelesen in den vierzehn Tagen. Gut, und dann später nochmal. Und ich fand sie doch interessant. Und ich hatte fast größere Probleme, das Neue Testament durchzulesen als das Alte. In dem Alten waren all diese Geschichten, die zum Teil haarsträubend sind, aber doch interessant. Und das ist eben das, was dort drin ist. Sie sind irgendwo menschlich interessant und der Mensch ist letztlich interessiert an ethischen Konflikten, der Mensch ist interessiert an Sex und Gewalt und davon haben wir genügend im Alten Testament, davon haben wir genügend in der Mahabharata. Und wir müssen nicht mit allem einverstanden sein, wie die so genannten Helden sich dort verhalten haben. Und das ist auch, die so genannten Helden, sowohl im Alten Testament wie auch in der Mahabharata, die haben Sachen gemacht, wenn dies heute jemand machen würde, der würde zurecht ins Gefängnis und zwar lebenslang kommen.

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Verhaftungslos Dienen

swami sivananda43Man hat es vielleicht am Anfang gemacht aus einer Inspiration, ,an hat es am Anfang gemacht als Dienst an Gott, aber dann wird es irgendwann zur Verhaftung und diese Verhaftung muss man irgendwo überwinden. In diesem Sinne gilt es dann, dass man loslässt. In diesem Sinne könnte man es auch sehen als etwas, was sich auf die eigenen Nachkommen, also was sich durchaus wörtlich auf den Sohn bezieht. Das heißt natürlich nicht, physisch umbringen. Aber man kann auch sagen, Mutter, Vater kümmern sich um ein Kind. Irgendwann ist die Zeit gekommen, das Kind loszulassen, im Sinne von, jetzt muss es seinen eigenen Weg gehen. Und bis zu einem gewissen Grad ist das mit Beginn der Pubertät schon so. Nicht umsonst, in früheren Zeiten, sind die Kinder im Alter von dreizehn, vierzehn aus dem Haus gegangen und sind dann in den Haushalt eines Meisters gegangen – also, nicht notwendigerweise eines spirituellen Meisters, sondern Handwerksmeister – oder sind auf Wanderschaft gegangen. Das ist mindestens in den Handwerkerfamilien so gewesen. In den Kaufmannsfamilien wurden die Dreizehn-, Vierzehnjährigen woanders hingeschickt, zu einem anderen Kaufmann. In den Bauernfamilien blieben die dann halt in der Familie, aber wurde ab da selbständig. In der evangelischen Kirche wird man mit der Konfirmation wahlberechtigt, man ist also gleichberechtigt in der Gemeinde mit allen anderen. Und heute haben wir eine verlängerte Jugend, im Sinne von, die Ausbildung ist erst abgeschlossen, früher bei Männern, mit siebenundzwanzig, achtundzwanzig hat man das Studium abgeschlossen. Heute wird alles schneller gemacht mit acht Jahren Gymnasium, Wehrdienst fällt weg und zum Bachelor und dann hofft man, dass man die Menschen mit zwanzig dem Arbeitsleben zuführen kann. Aber in jedem Fall, irgendwie um die Zeit dreizehn, vierzehn ist eigentlich die Erziehung im engeren Sinne vorbei. Dann gilt, mehr oder weniger Unterstützung zu geben, zuzuhören und doch ein bisschen Beispiel zu geben, ein bisschen zu lenken, ein paar Sachen noch zu verbieten, aber es ist anders als vorher. Und irgendwann loslassen. Und dann wird man aber auch feststellen, wenn man innerlich den Entschluss gefasst hat, „ich lasse jetzt los“, dann kommt dann oft wieder eine größere Nähe. Wenn Mutter oder Vater an dem Kind irgendwie festhält und weiter versucht, das Kind nach seinem Bild oder seinen Vorstellungen zu formen, dann wird es problematisch. Irgendwann müssen die Eltern sagen: „Ich lasse dich los. Gehe deinen eigenen Weg.“ Man kann sagen, man tötet seine eigene Verhaftung an die eigenen Vorstellungen, wie das Kind es eigentlich machen soll und dann wird oft das passieren, dass plötzlich das Kind, das nicht mehr Kind ist, wieder auf Mutter und Vater zugeht. In diesem Sinne steckt da sogar psychologisch eine große Bedeutung dahinter.

Teilnehmer: „Das ist natürlich gefährlich, das so hinzuschreiben.“

Ja, aber ich glaube nicht, dass das in den letzten Jahrhunderten zu so vielen Tötungen von Kindern geführt hat. Es gibt schon viele wirre Sachen im Alten Testament, aber es gibt auch viele wirre Sachen in der Mahabharata.

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Frage an Sukadev

sukadev.,Teilnehmer: „Ich habe in letzter Zeit öfters über die Yamas und Niyamas mal wieder, ja, nicht nachgedacht, aber bestimmte Dinge sind mir einfach wichtig geworden und ich frage mich öfters, sind die Yamas, Niyamas eigentlich mehr so der Weg, dass man sich erst mal daran hält, um jetzt auf dem Weg fortzuschreiten, oder heißt das eher, das Ziel, also dass man die dann verwirklicht, dass man sie lebt und sagt, so, jetzt bin ich langsam so weit? Oder ist es irgendwie beides?“

Yamas und Niyamas. Damit sind wir so ein bisschen schon im Raja Yoga Thema drin und da will ich jetzt ein bisschen weiter ausholen und dann die Yamas und Niyamas mit hineinbringen, was ja auch letztlich das Thema war der ursprünglichen Frage, mit der ersten Frage, Abraham und Isaak. Gott befiehlt ihm, seinen Sohn umzubringen und er ist bereit dazu. Glücklicherweise hält Gott ihn davon ab. Von einem weiteren Kontext aus, vier Weisen, wie wir letztlich Gott erfahren können oder das Göttliche, Brahman erfahren können, oder vier Hauptweisen. Das erste war Jnana Yoga, fängt etwas an mit Analyse, mit Logik. Wir fragen: „Wer bin ich? Was ist die Welt?“ Einfache Fragen. Natürlich nicht einfache, tiefe Fragen. Wenn wir fragen, „wer bin ich“, sich lösen von Identifikationen mit dem Beobachtbarem, also Körper, Emotionen, Energien, Gedanken, Psyche, Emotionen, Persönlichkeit usw. Und dann erfahren wir, wer wir wirklich sind, Satchidananda. Oder: „Was ist die Welt?“ Wir abstrahieren von dem, was wir über die Welt darüberstülpen. Das ist ein großes Thema und wir haben ja im Haus hier viele Jnana-Yoga-Vedanta-Seminare, sowohl als Wochenende, als fünf Tage, wie auch als neun Tage, über Schriften, die das zum Thema haben, „was ist die Welt“, und wir versuchen, das wegzunehmen, was Kategorien des Geistes sind, wie Worte, Bilder usw., wie Zeit und Raum, die ja nicht so sind, wie wir sie erleben. Einstein sagte, alles ist nur Zeit-Raum-Kontinuum und was wir als Materie erleben, ist eine Verdichtung von Zeit-Raum. Im Grunde genommen können wir sagen, aber es ist alles Bewusstsein und irgendwo, was wir wahrnehmen, ist wie eine Kondensierung von Bewusstsein. Alles, was wir so wahrnehmen, ist nur eine Darüberstülpung. Wenn wir jetzt mindestens probieren, mal die Worte wegzunehmen und wenn wir versuchen, es von unserem Bewusstsein her direkt zu erfahren, dann erfahren wir, alles ist Bewusstsein. Oder Bhakti Yoga, Hingabe und Liebe. Wir spüren Gott überall, wir bitten Gott um Hilfe, wir bauen eine Beziehung auf zu Gott, wir beten zu Gott, wir erinnern uns an Gott, wir bauen einen Altar auf, wir singen Mantras, wir erzählen Geschichten über Gott, wir hören Geschichten über Gott und seine Heiligen. Manchen fällt es leichter, dort über Heilige und Meister zu hören und nachzudenken und zu lesen. Manchen fällt es leichter, über Inkarnationen Gottes, eben wie Jesus oder wie Shiva oder wie Krishna, nachzudenken. Manchen fällt es leichter, bildliche Vorstelllungen zu haben. Und manchen fällt es einfach leichter, so einen kindlichen Glauben zu haben, zu sagen: „Gott verstehe ich sowieso nicht, aber ich bete zu ihm, zu ihr und spüre.“ Bhakti Yoga. Wir können all unsere Emotionen darauf richten und dann immer wieder führt uns diese Hingabe, diese Liebe zu dieser Bewusstseinserweiterung, führt uns zu einer Erfahrung von Brahman. Und diese geht immer weiter und irgendwann sind wir bei Atman-Nivedana, Verschmelzung mit Gotte.

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Spirituelle Entwicklung, Teil 8: Abraham und Isaak und andere

1awqSpirituelle Entwicklung, Teil 8: Abraham und Isaak und andere

Ich will heute etwas auf Raja Yoga eingehen. Vorher, habt ihr irgendwelche Fragen? Irgendetwas, worüber ihr etwas wissen wollt?

Teilnehmer: „Du hattest ja gestern die Geschichte von Hiob erzählt. Da fiel mir ein, was mich als Kind eigentlich von der Kirche so abgestoßen hat, war diese Widersprüchlichkeit in der Geschichte von Abraham und Isaak. Da hätte ich gerne mal eine Meinung dazu, wie das hier gesehen wird, diese spezielle Geschichte aus der Bibel. Die fand ich so widersprüchlich, dass ich als Kind die Religion gar nicht akzeptieren konnte.“

Vielleicht erzählst du, welcher Teil davon dich dort jetzt besonders interessiert.

Teilnehmer: „Also erst mal ist es ja das Alte Testament und da ist ja Abraham aufgefordert, seinen Sohn Isaak zu töten. Nachdem sie ja die Gebote lehren, wo Töten natürlich total ausgeschlossen ist. Und dann kommt eben die Anforderung von Gott, dass der Abraham seinen Sohn töten soll. Das habe ich als Kind absolut abgelehnt und gesagt, nein, als Religion ist das absolut… Gibt es da irgendeine Meinung dazu?“

Also, wörtlich gesehen, kann man nur sagen, das klingt verrückt und widerspricht allen ethischen Prinzipien. Und wenn ich innerlich eine Stimme hören würde, ich müsste jemanden töten, dann hoffe ich, dass ich der nicht folgen würde. Und wenn irgendjemand mir sagt, er hätte Gott zu ihm sprechen gehört, er soll seinen Sohn umbringen, dann würde ich ihm sagen, dass er es bitte seinlassen soll. Und wenn er mir nicht glaubt, würde ich vielleicht die Polizei rufen. Die gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Also, wörtlich genommen macht die Geschichte keinen Sinn, um es mal so zu sagen, mindestens von meinem Standpunkt aus. Ich bin jetzt auch kein Theologe, ich bin jetzt auch kein christlicher Fundamentalist. Und ich bin sicher, jeder Pfarrer würde probieren, irgendwo, was dort wörtlich steht, weg zu interpretieren, denn irgendwo ist es peinlich. Aber jetzt ist es eine heilige Schrift und da muss irgendetwas anderes damit gemeint sein. Und oft werden wichtige Wahrheiten in verklausulierter Form geschrieben. Und wir können auch sagen, Isaak würde in der Geschichte die Nachkommenschaft beinhalten und würde beinhalten, was man selbst geschaffen hat, was man selbst in die Welt gesetzt hat. Und wenn man es in diesem Sinne verstehen würde – das ist so die Weise, wie ich das dort sehen würde – ist, es kann mal sein, man hat irgendwie etwas Großartiges gemacht, man hat ein Werk in die Welt gesetzt, man hat etwas Großartiges geschaffen. Und dann kann es aber sein, man hängt daran. Und wenn man dann daran hängt, dann macht man nicht mehr das, was sein soll, sondern jetzt ist man in Verhaftung.

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Feiertage als Gottesdienst

1axaWir haben das ja auch bei Yoga Vidya, wir zelebrieren Feiertage. Und auch an Ostern werden wir so ein Osterritual haben. Jetzt nicht so groß – wer großen Bezug zum christlichen Osterfest hat, wird das vermutlich eher in der Kirche begehen, was man ja auch hier machen kann. Ihr könnt auch hier sein und in den Gottesdienst gehen, in den katholischen, evangelischen Gottesdienst, das ist zu Fuß in fünfzehn bis zwanzig Minuten zu erreichen. Oder in unserer Tradition Shivaratri, praktisch in die ähnliche Zeit wie Fastnacht läuft das meistens hinaus. Die ganze Nacht, wo man wach bleibt und „Om Namah Shivaya“ rezitiert. Dann gibt es im Sommer Guru Purnima und Krishna Jayanthi. Und im Herbst gibt es dann Navaratri, das Fest der göttlichen Mutter, und Diwali, das Lichterfest. Und Großfeiern wären Weihnachten und Silvester/Neujahr. Also, bedeutsame Rituale sind dann auch hilfreich. Gut, Dasya ist dann mehr der Alltag, da sprechen wir etwas mehr darüber, wenn ich etwas über Karma Yoga spreche. Und Sakya beinhaltet all das, wir wollen zu einer Nähe Gottes kommen, dass wir irgendwo uns freundschaftlich verbunden fühlen mit Gott, vertraut sind mit Gott, und irgendwann erfahren: „Atma-Nivedana. Letztlich, mein eigenes Selbst ist eins mit Gott.“ Also, besondere Aufgabe, praktiziert besonders Smarana und Vandana, im Sinne von, immer wieder vergegenwärtigt euch Gott. Ihr könnt auch überlegen: „Wie ist eigentlich meine Beziehung zu Gott?“ Das ist auch eine Form von Smarana, so ein bisschen auch nachdenken: „Habe ich überhaupt eine Beziehung zu Gott? Hatte ich mal eine tiefere oder würde ich gerne eine haben? Oder will ich es eher abstrakt haben, im Sinne von Staunen?“ Und dann genießt die Schönheit und genießt den Geschmack. Krishna sagt: „Ich bin der Geschmack im Essen. Ich bin der Geschmack im Wasser. Ich bin die Schönheit in der Blume. Ich bin die Schönheit im Berg. Ich bin die Kraft in jedem Menschen. Ich bin die Klugheit in den Klugen. Ich bin die Liebe in den Liebevollen.“ Und als solches können wir Gott erfahren, Smarana, uns daran erinnern, und Vandana, Ehrerbietung erweisen.

Hari Om Tat Sat

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Rituale öffnen das Herz

1asqDann Padaseva. Seva heißt auch Dienst, und auch jeden Tag irgendetwas machen, Kerze anzünden, vielleicht die Kerze so ein bisschen schwenken, vielleicht Räucherstäbchen anzünden, vielleicht sich einfach nur selbst davor verneigen, vielleicht regelmäßig frische Blume oder einen Stein hinlegen oder eine Topfpflanze usw. Irgendetwas tun. Und dort hat man etwas, was ein besonders heiliger Ort ist, wo die Bhakti sich entwickeln kann. In diesem Sinne kann man auch an anderen Stellen irgendetwas hinhängen oder stellen, was einen wieder erinnert. So in diesem Haus habt ihr in allen Ecken und Enden irgendwelche Bilder von Meistern, von Aspekten Gottes. Und das kann man dann nutzen, Smarana, kurz anschauen, und Vandana, sich innerlich verbeugen. Wenn ihr das Treppenhaus hoch- und runtergeht, all die großen Meister, ich sage, ich mache jeden Tag Pilgerreise. Viele Meister sehe ich und bitte um ihren Segen. Oder ich gehe hinten herum – es gibt ja nicht nur dieses Treppenhaus, sondern hinten – da sind alle Aspekte Gottes in der hinduistischen Tradition, die findet ihr dort. Die kann man auch dort anschauen und deren Segen einholen. Und so gibt es viele Möglichkeiten. Archana heißt dann formelle Rituale. Und Rituale sind eben auch dazu gedacht, dass unser Herz angesprochen wird und wir Gottes Gegenwart erfahren. So wie in der christlichen Tradition die Gottesdienste aufgebaut sind, und vielleicht die Katholiken haben das ein bisschen mehr als die Evangelischen, obgleich ich evangelisch aufgewachsen bin und jetzt auch weiter mehr in den evangelischen Gottesdienst als in den katholischen dort gehe. Aber das ist irgendwo aufgebaut, Rituale sind so gemacht, dass Bhakti erzeugt wird. Ich glaube, am Donnerstag haben wir Puja, oder Arati, was wir ja jeden Morgen und jeden Abend haben, oder jeden Morgen um 05:00 Uhr Homa, und es gibt ja auch abends um 18:20 Uhr Puja, all das hilft, um das Herz zu öffnen. Also, formelle Rituale. Man kann auch selbst seine Rituale machen. Ihr könntet auch Puja lernen. Puja dauert letztlich nur zehn bis fünfzehn Minuten, wenn man sie in der einfachsten Form macht, und zwanzig Minuten in der mittleren Variation, wie wir es halt um 18:20 Uhr immer machen, man kann auch komplexere Formen machen. Man kann sein eigenes Ritual entwickeln oder man kann solche Jahreszeitenrituale machen und zwar bedeutsame Jahreszeitenrituale. Menschen machen heute auch Jahreszeitenrituale. An Silvester betrinken sich die Menschen und schießen irgendwo Dinge in den Himmel. Bei Fastnacht, irgendwo lässt man sich Witze erzählen und irgendwo tanzt und betrinkt man sich. An Ostern isst man Eier und sucht Eier. Und was gibt es da noch an Jahreszeitenrituale? Inzwischen Halloween, eigentlich der Abend aller Heiligen, Hallo’Eve, ist dann nur irgendwo, andere zu erschrecken. Dann gibt es noch Walpurgisnacht. Im Sommer macht man noch ein Ritual, man legt sich irgendwo hin und lässt sich verbrennen oder wenigstens die Haut verbrennen, auch Jahreszeitenritual. Also, Menschen machen schon Rituale, die nicht unbedingt übermäßig sinnvoll sind, aber irgendwo, sie strukturieren das Jahr. Und Weihnachten ist für viele nur noch eine Kauforgie. Vielleicht noch mit seinen Liebsten zusammen sein, was dann ja auch noch eine schöne Bedeutung ist. Aber all das, eigentlich sind das Momente, wo der Mensch nach etwas Höherem strebt und mit einem bedeutsamen Ritual zu den Jahreszeiten eine Verbindung aufbauen will zum Höchsten.

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Erinnern an das Göttliche

krishna3Es folgt Smarana. Und ich will euch heute jetzt auch insbesondere in den Zwischenpausen und bis heute Nachmittag dann auch zu Smarana ein bisschen motivieren oder inspirieren oder anregen. Smarana heißt, sich erinnern an göttliche Gegenwart. Das heißt, alles Mögliche nehmen und irgendwo sagen: „Das ist ein Zeichen für göttliche Gegenwart.“ Smarana kann auch Gebet sein, wir sprechen ein Gebet. Es kann sein, wir schauen uns den Himmel an und irgendwo lassen wir den Himmel auf uns wirken und spüren irgendwo göttliche Gegenwart. Wir schauen uns die Krokusse an und die ersten Osterglocken, die ersten Tulpen – wir sind ja dieses Jahr sehr früh mit all den Frühlingsblumen. Wir können sie auf uns wirken lassen. Den kleinen Bach, die Knospen, die da sind, die zwitschernden Vögel, die Gesichter der Menschen, das Brabbeln im Speisesaal, das unglaublich tolle Essen, ein Apfel. Das sind alles Wunder der Schöpfung. Eines meiner ersten Bücher über Mystik war mal so ein Buch, das hieß „Praktische Mystik“. Und das war jetzt weniger religiös, im Sinne von, irgendwo schwierige Übungen, sondern es erzählt: „Lerne es, zu staunen.“ Über all das, was man für so selbstverständlich anschaut, einfach staunen. Dann spüren wir irgendwo göttliche Gegenwart. Oder es heißt auch, Gott ist Satyam, Shivam, Sundaram. Satyam heißt wahr, Shiva heißt Liebe, Sundara, schön. Wir finden es auch in der Bibel: wahr, schön und gut. Oder das hat auch Goethe immer wieder gesagt: „Dem Wahren, Schönen, Guten.“ An der Frankfurter Oper steht auch: „Dem Wahren, Schönen, Guten.“ Satyam, Shivam, Sundaram. Da könnt ihr heute euch öfters daran erinnern, öfters staunen, öfters mal göttliche Gegenwart dort innerlich hervorrufen. Und mit Smarana eng verbunden ist dann Vandana. Vandana heißt Verbeugung, Respekt, Ehrerbietung. Swami Sivananda hat das Vandana sehr wörtlich genommen, das geht aber mehr in einem indischen Kontext. Swami Sivananda, wurde auch gesagt, Namaskar Sadhana, der hat sich vor allem verneigt. Wenn Schüler zu ihm gegangen sind, hat er sich vor den Schülern verneigt und die Füße angefasst. Sogar sein Assistent hat mal gesagt, wenn er aufs Klo gegangen ist, hat er sich zuerst vor dem Klo verneigt und sich erst dann entleert. Oder wenn er aufgestanden ist, hat er sich erst mal vor allem physisch verneigt, Ehrerbietung für den physischen Körper gezeigt. Und wenn Kinder kamen und zu Swami Sivananda gerannt sind, hat er sich erst mal vor den Kindern verneigt und dann haben die sich vielleicht vor ihm verneigt oder vielleicht ihn gebeten, ob er irgendein Stück Obst oder was anderes für sie hat. Oder manchmal sind sie einfach zu Swami Sivananda gerannt und haben gefragt, wie viel Uhr es ist, einfach weil sie zu dem freundlichen Menschen dort hinrennen wollten. Aber er hat sich dann erst verneigt. Und in seiner Phase, wo er noch nicht die höchste Verwirklichung hatte, war das tatsächlich so ein Sadhana, um selbst diese tiefe Demut zu bekommen, hat er sich vor allem verneigt. Das ist jetzt in unseren Breiten nicht angemessen, dass ihr z.B. nach Bad Meinberg geht und euch vor jedem irgendwo verneigt, obgleich, die sind inzwischen gewohnt, dass hier die Yogis manchmal so eigenartige Gewohnheiten haben, aber insgesamt auch ok und freundlich sind. Aber es wäre doch besser, wenn ihr es nicht macht.

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Dies ist die 45. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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